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Der Computer als Prokrastinationshilfe

Der Computer als Prokrastinationshilfe

Eines der wichtigsten Werkzeuge in der heutigen Zeit ist gleichzeitig auch das Instrument, was einem am meisten Zeit klauen kann: Der Computer. Die Möglichkeiten sich abzulenken sind mannigfaltig und die Arbeit, die sich unerledigt stapelt, wird stetig mehr. Einige Regeln beim Umgang mit dem Computer haben mir geholfen, den Computer als Werkzeug zu sehen und nicht als Ablenkungsmaschine.

E-Mail

Wie schon beschrieben, ist mein E-Mail-Programm seit längerer Zeit so eingestellt, dass es die E-Mails nicht mehr automatisch nach einer bestimmten Zeit abruft, sondern nur noch, wenn ich das Abrufen der E-Mails per Hand initiiere. Der Grund liegt auf der Hand: Bei durchschnittlich 75 E-Mails am Tag, kommt quasi alle 20 Minuten eine neue Mail. Der Hinweis des Programms, dass eine neue E-Mail gekommen sei, macht mich neugierig und veranlasst mich die E-Mail zu lesen – und schon ist der eigentliche Arbeitsprozess unterbrochen. Man könnte auch das E-Mail-Programm einfach schließen, wenn man die E-Mails abgerufen hat. Diese Option ist für mich aber nicht akzeptabel, da ich hin und wieder Informationen aus E-Mails brauche. Das E-Mail-Programm muss also die ganze Zeit für mich verfügbar sein.

Web 2.0 und Co.

Um effektiv arbeiten zu können, sollten auch andere Ablenkungsmöglichkeiten abgestellt werden. Sämtliche Instant-Messanger dienen auch nur dazu, von anderen gestört zu werden. Also sollte man auch diese entweder ausstellen oder sich, falls es geht, unsichtbar anmelden.

Weitere Ablenkungsmaschinen sind die Seiten, auf denen soziale Netzwerke geschaffen werden. Die Tatsachen, ob einer der „Freunde“ etwas Wichtiges oder Unwichtiges gepostet hat, sind hervorragend dazu geeignet, sich vom Wesentlichen abzulenken. Aber man will doch auch auf dem Laufenden sein und auch an dieser Form der sozialen Netzwerkerei teilnehmen. Diese Seiten sind nicht zu verteufeln, ganz im Gegenteil, sie können wichtige Informationsquellen sein und bieten einen schnellen und guten Austausch mit Gleichgesinnten. Nicht nur ein Zeitpunkt zum Besuchen der Seiten sollte definiert sein, sondern auch eine Zeitspanne, die einem erlaubt, sich die neuen Meldungen anzugucken und darauf zu reagieren, aber nicht erlaubt, sich im Netz zu verlieren – weder gedanklich, noch zeitlich.

Auch „ältere“ Kommunikationswege können ausgeschaltet werden. Das Telefon klingelt zu meist in dem Moment, wenn man es gar nicht gebrauchen kann. Früher konnte mal einfach den Hörer daneben legen, aber das geht heute ja nur noch eher selten. Die modernen Telefone können aber in vielen Fällen stumm geschaltet werden. Ehrlich gesagt, mache ich das eher selten, zwar stört ein klingelndes Telefon schon bei der Arbeit, aber so häufig klingelt es dann bei mir doch nicht.

Mitteilen, dass man arbeitet

Schahatz!? Kannste mal eben…“ und schon ist man wieder raus aus seinen Gedanken. Eigentlich kann man solchen Störungen ganz einfach entgegentreten. Man muss seinen „Mitbewohnern“ mitteilen, dass man für die nächste Zeit nicht gestört werden möchte. Dabei ist die Formulierung „die nächste Zeit“ absolut ungeeignet. Wichtig ist hier ein definierter Zeitpunkt. Der hilft einem selbst bei der Sache zu bleiben und gibt den anderen die Möglichkeit Dinge einfach aufzuschieben.

Aber Hand auf Herz – manches Mal ist es einfach entspannend sich vor dem Computer treiben zu lassen, von seinen Lieben gestört zu werden oder einfach mal aus dem Fenster zu gucken. 😉

Zu-Erledigen-Listen

Zu-Erledigen-Listen

Zu-Erledigen-Listen sind mein täglicher Begleiter und verhelfen mir, das zu schaffen, was ich schaffen möchte. Es gibt viele Möglichkeiten, Zu-Erledigen-Listen zu führen. Die einen erstellen Prioritätslisten, die anderen Projektlisten und andere bevorzugen ein chaotisches System. Meine Zu-Erledigen-Listen, sind nach Projekten geordnet, werden aber auf bestimmte Daten gesetzt, wann die Dinge erledigt werden sollen.

Analog könnte man das Ganze über 43 Ordner lösen. Ich bin an dieser Stelle aber viel lieber und auch mehr in der digitalen Welt unterwegs, da ich so die Aufgaben flexibler handhaben kann. Eine Zeit lang habe ich RTM genutzt, bin aber vor einigen Monaten zu gqueues umgezogen. Auch wenn diese Applikation hin und wieder Performanceprobleme hat, ist sie für mich schöner und in den meisten Fällen besser zu bedienen. Einige Features fehlen mir noch, aber die Software ist ja noch in der Entwicklung und daher bin ich guter Dinge, dass das noch kommen wird. Meine Listen sind in „Privat„, „Schule“ und „Gewerbe“ unterteilt und splitten sich dann in die einzelnen Arbeitsbereiche oder Projekte auf. Jede Aufgabe bekommt schon beim Erstellen ein Fälligkeitsdatum, so dass mir keine Aufgabe durchflutschen kann. Sowohl RTM als auch gqeues erlauben es, per E-Mail Aufgaben anzunehmen. In der Praxis heißt das: Beim Durcharbeiten der E-Mails werden alle E-Mails weitergeleitet, die es zu erledigen gilt. Schon beim Versenden bekommen die Aufgaben ein Fälligkeitsdatum mit und können Kategorien zugeordnet werden. Außerdem habe ich eine Liste, die sich „Fristen“ nennt. Dort sind alle wiederkehrende Aufgaben untergebracht, die nach einer bestimmten Zeit durchgeführt werden sollten. Darunter fallen Sachen wie: „Nichtterminierte Aufgaben terminieren„, „Private Finanzen aufbereiten„, „E-Mails beantworten“ etc. So vermeide ich, dass sich irgendwo Stapel -wenn auch nur virtuell- bilden.

Ein Schritt zur Struktur

Ein Schritt zur Struktur

Durch den konsequenten -teilweise auch sicherlich fast übertrieben-lächerlichen- Einsatz meine Notizbücher und dem Eingangskorb auf meinem Schreibtisch entstand umgehend mehr Struktur in meinem Arbeitsleben.

Als ich begonnen habe, dieses System einzusetzen, sah mein Schreibtisch aus, als hätte dort eine Bombe eingeschlagen.

Bei einem solchen Projekt hat man anfänglich ja viel Energie und Motivation, alles zu verändern und besser zu machen. Nimmt man diese ganze Energie und geht mit ihr nicht vorsichtig um, dann verpufft sie ganz schnell in der Anfangszeit. Um diesem Verpuffen vorzubeugen, habe ich alles, was auf meinem Schreibtisch lag, einfach in eine große Kiste geschmissen und jeden Abend einen kleinen Stapel für den nächsten Tag in den Eingangskorb gelegt. So konnte ich Schritt für Schritt das System einführen, habe meine Energie nicht ins Aufräumen gesteckt und hatte in den ersten Tagen immer etwas im Eingangskorb, so dass ich mich an das System gewöhnen konnte. Diese Gewöhnungsphase ist in meinen Augen für das Gelingen des Vorhabens von aller höchster Wichtigkeit. Von großem Vorteil ist es dann noch, wenn diese Phase von Erfolgserlebnissen geprägt ist, also der Schreibtisch abends immer leer und aufgeräumt ist. Dadurch setzt sich das Ritual, die Gewohnheit, schneller im Gehirn fest, da sie mit einem positiven Gefühl verbunden ist.

Der Eingangskorb

Der Eingangskorb

Der Eingangskorb ist nichts weiter als eine Dokumentenablage auf meinem Schreibtisch, die mit dem Begriff „Eingang“ etikettiert ist. Dort wird alles unsortiert hineingelegt, was auf irgendeine Art und Weise bearbeitet werden muss. Dazu gehört auch mein Notizbuch, dass jedesmal, wenn ich nach Hause komme, ritualisiert im Eingangskorb landet. Bis zu diesem Zeitpunkt werden alle Informationen gleich behandelt. Erst wenn der Korb geleert wird, werden die Informationen kategorisiert.

Mindestens einmal täglich wird der Eingangskorb restlos geleert. Alle sich darin befindlichen Informationen werden kategorisiert, bearbeitet, delegiert oder auf einen Termin gesetzt.

Ein weiterer Eingangskorb ist mein E-Mail-Programm. Auch dort kommen die verschiedensten Informationen auf mich zu. Im Prinzip ist ein E-Mail-Konto ja nichts anderes als eine persönliche Zu-Erledigen-Liste, die von anderen gefüllt wird. Somit muss auch diese nach den gleichen Kriterien, wie der analoge Korb geleert werden.

Konfiguration des E-Mail-Programmes

In der Grundeinstellung ist ein E-Mailprogramm so eingerichtet, dass eine E-Mail nach einer bestimmten Zeit, die sie aktiviert ist, als gelesen markiert wird. Diese Funktion habe ich bei mir abgeschaltet. Die E-Mail wird erst durch das Drücken einer bestimmten Taste als gelesen und somit als erledigt markiert. Dadruch kann ich E-Mails überfliegen und dann entscheiden, ob eine Aktion notwendig ist oder nicht. Beim zweiten Durchgang, folge ich dann den Grundsätzen, die beim Korb leeren gelten.

Den Korb leeren

Genau hier liegt das Kernstück des Systems. Der Korb muss mindestens einmal am Tag geleert werden. Bei dieser Leerung gelten folgende Regeln:

  1. Arbeite Dich von oben durch.
  2. Entscheide Dich was zu tun ist.
  3. Lege nichts, wirklich nichts, zurück in den Eingangskorb.

Dadurch, dass ich mich von oben durcharbeite, nehme ich keine Priorisierung der zu bearbeitenden Informationen vor. Jede Information ist zunächst gleich wichtig. Wenn ich die Information in den Händen halte, gilt es, sofort eine Entscheidung zu treffen.

  • Kann ich es in zwei Minuten erledigen, dann erledige ich es sofort.
  • Ist es eine Adresse oder handelt es sich um andere Kontaktdaten, dann wird die Information in das Adressbuch übertragen.
  • Handelt es sich um einen Termin, dann wird dieser in den Kalender eingetragen.
  • Handelt es sich um etwas, was erledigt werden muss, dann kommt es auf die Zu-Erledigen-Liste.
  • Sind es Unterrichtsmaterialien oder andere Informationen, die ich behalten möchte oder muss, dann werden sie in mein Ablagesystem eingeordnet.
  • Kann ich mit der Information nichts anfangen, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Erstens – Eine andere Person kann etwas damit anfangen, dann wird es delegiert. Zweitens – Keiner kann etwas damit anfangen, dann wird es entsorgt.

Durch diese sofortigen Entscheidungen wird vermieden, dass sich irgendwo auf dem Schreibtisch Stapel bilden. Diese Stapel waren es, die meinen Schreibtisch früher unerkennbar machten. Denn er versteckte sich unter unzähligen Papieren, Mappen, Büchern, Ordnern und anderen Dingen, von denen ich nicht einmal mehr weiß, was für Dinge es waren.

Durch dieses Ritual des Leerens des Eingangskorbes kann ich meinen Schreibtisch wieder sehen und ich freue mich, wenn ich mich an den leeren und aufgeräumten Schreibtisch setzen kann. Das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen pathetisch an, aber es ist wirklich ein anderes Gefühl, sich an einen aufgeräumten, strukturierten und sichtbaren Schreibtisch zusetzen. Erst jetzt habe ich den Spruch verstanden, den ich früher immer wieder genutzt habe, wenn ich auf meinen, doch eher unordentlich und chaotisch anmutenden Schreibtisch angesprochen wurde und das Aussehen verteidigen wollte: „Nur das Genie, beherrscht das Chaos.“

Nicht merken, sondern aufschreiben

Nicht merken, sondern aufschreiben

Meine beiden Notizbücher

Eine der wichtigsten Veränderungen meiner Gewohnheiten war es, immer ein Notizbuch am Mann oder wenigstens griffbereit zu haben. Das Wort „immer“ ist in diesem Satz wirklich in seiner tiefsten Bedeutung zu verstehen. Mein Notizbuch liegt am Bett, wenn ich schlafen gehe, steckt in der Schule in der Innentasche meines Jackets, am Schreibtisch hat es seinen eigenen Platz und ich ärgere mich immer dann, wenn ich es unter bestimmten Umständen nicht bei mir haben kann, wie zum Beispiel unter der Dusche. Leider fallen mir dort die besten Ideen ein und diese sind wieder fort, wenn ich mit einem Handtuch bewaffnet vor dem Spiegel stehe und mir die Haare mache oder mich rasiere.

In dieses Notizbuch wird alles notiert, was in irgendendeiner Art Bedeutung für mich hat: Termine, Adressen, Telefonnummern, Gedanken zu Unterricht, Aufgaben, Konferenztermine, Kochrezepte, Aphorismen, Methoden für Unterricht, etc. Dabei mache ich keinen Unterschied, ob es sich um Privates, Berufliches oder Geschäftliches handelt. Es wird einfach alles in diesem Büchlein aufgeschrieben.

Das Notizbuch entspricht zirka der Größe DIN A6 und kann somit bequem mit sich geführt werden.

Das größere Notizbuch

Ich benutze ein weiteres Notizbuch, in das ich Aufzeichnungen von Konferenzen, Besprechungen, Telefonaten und von Unterricht fixiere. Auch Ideen zu Blogeinträgen oder Workshops schreibe ich in dieses größere Buch. Der Vorteil für dieses Buch liegt auf der Hand: Ich kann viel besser komplexe Texte hineinschreiben, Mind-Maps zeichnen oder Skizzen machen, als in das kleine Notizbuch.

Auch dieses Buch kommt, sobald ich nach Hause komme in den Eingangskorb. Die neuen Einträge werden, falls ich es für notwendig erachte, in andere Systeme übertragen. Sprich: Sie werden in meinen Zettelkasten übertragen, anderweitig fixiert, am Computer ausformuliert und gebloggt oder einfach ohne weitere Verarbeitung im Notizbuch gelassen.

Schon alleine durch die Tatsache, dass ich die meisten meiner Aufzeichnungen immer in meiner Tasche habe, da sie ja in meinem großen Notizbuch stehen, habe ich Sie immer griffbereit und kann Mitschriften von Konferenzen oder Telefonaten immer zu Rate ziehen.