Gerade las ich die Leserbriefe der neuen Psychologie heute und bin an einer Stelle echt ins Überlegen gekommen.
Der Deutsche ist ein Narzisst, ich eben so, da bereits in Kindertagen ein ,,gesunder Grundstein“ dazu gelegt wird. Erfolg ist vor allem der Erfolg des Einzelnen, dieses ganze ,,Gruppen—Team—Arbeit“—Zeug und der sozialpädagogische Schwachsinn bringen nicht den Erfolg, den man sich erhofft.
Boris M., MainzAus: Psychologie heute, Ausgabe März 2011, Seite 7
Als Lehrkraft, die auf dieses „Gruppen-Team-Arbeit“-Zeug steht, es bei Schülerinnen und Schüler fördert und für höchst wichtig erachtet, wenn es um die Bildung einer neuen Generation geht, bekomme ich ein beklemmendes Gefühl bei solchen Aussagen. Welches antiquierte, eingeschränkte und egoistisches Weltbild wird von Personen getragen, die solche Aussagen machen?
Unterschiedliche Weltbilder
Wahrscheinlich liegt es daran, dass Herr M. und ich andere Bilder von einer perfekten Welt haben. Utopia wird gänzlich anders definiert. Herr M. erhofft sich augenscheinlich eine Welt, in der Erfolg einzig und alleinig am alleinigen finanziellen und materiellen Erfolg des Individuums gemessen wird. In meiner Welt geht es aber eher um Erfolg des Kollektivs und um ein bewusstes Handeln der Allgemeinheit, in der auch das Individuum immer mal wieder einen unbequemen Weg beschreiten muss, wenn damit die Gesellschaft, das Volk und die Weltbevölkerung einen (möglichst) objektiven Vorteil erlangt.
Nun stellt sich die Frage, welche Welt sollte man Schülerinnen und Schüler in Schule vermitteln? Eine Welt in der es darauf ankommt möglichst gut mit seinen Ellenbogen den Weg freizuschaufeln oder eine Welt in der die Menschen friedvoll miteinander leben und nicht nur auf das Wohl des Individuums bedacht sind. Ein Weltbild konstruiert sich natürlich bei jeder Schülerinnen und jedem Schüler neu. Durch die Gesellschaft und das Vorleben kann man aber Einfluss auf das entstehende Bild nehmen – wenn vielleicht auch nur marginal.
Sicherlich hat Herr M. Recht, wenn er ein Bild der heutigen Gesellschaft nachzeichnet, aber wenn wir nicht beginnen, eine andere Welt zu erdenken, dann werden auch sicherlich nur schwerlich Taten folgen, die eine andere -und in meinen Augen bessere- Welt entstehen lassen.
Um es an einem Beispiel festzumachen. Die Welt in der mit aller Macht versucht wird auf Rücken der Kleinsten der Gesellschaft „Recht“ durchzusetzen: Kindergärten müssen an die GEMA zahlen. Und die Welt, die zeigt, dass es auch ganz anders gehen kann: 50.299 Bücher mit gemeinfreien Kinderliedern.
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