Welche Situationen im Schulalltag empfindest du persönlich als belastend?
Welche Strategien hast du dir zurecht gelegt, um mit derartigen Situationen zurecht zu kommen?
Herr Mess lädt alle, die Ihren Senf dazu beitragen wollen, ein, mitzumachen. Dann will ich mal, wenn ich meinen Senf zu geben darf, dann lasse ich mich nicht zweimal bitten.
Grundsätzlich habe ich mir folgende Sprüche als Leitsätze gemacht, wenn es um Stress geht:
Vor einigen Jahren habe ich angefangen, mich mit dem Kooperativen Lernen zu beschäftigen. Im Zuge dessen war ich auf der Suche nach Karten für die Schülerinnen und Schüler, auf denen Gruppenrollen visualisiert, beschrieben und mit Zielformulierungen verschriftlicht sind.
Wenn man im Internet die gängigen Suchmaschinen anschmeißt, bekommt man auch verschiedenste Vorlagen. Leider sind diese Vorlagen in der Regel für Schülerinnen und Schüler der allgemeinbildenden Schule aufbereitet. In erster Linie sind die Formulierungen dort mit Du gebräuchlich und die grafische Aufmachung erinnerte mich in den meisten Fällen an Grundschule oder Sekundarstufe eins.
Rituale sind für mich und meinen Unterricht sehr wichtig. Der Rahmen für den Unterricht muss transparent und auch für die Schülerinnen und Schüler erkennbar sein. Nicht nur im normalen Unterrichtsgeschehen sorgen diese Rituale für Sicherheit, sondern auch in den Situationen, in denen die Schülerinnen und Schüler eine Arbeit oder Klausur schreiben müssen. Hier folgen meine Ansagen, die ich vor einer Klausur immer mache. Diese Liste habe ich für Dich mit einigen Kommentaren versehen. Die bekommen die Schülerinnen und Schüler nicht zu hören, wenn Sie nicht explizit nach dem Warum des Vorgehens fragen. Seitdem ich diese Liste nutze und mich selbst daran halte, habe ich viel weniger Störungen während einer Klausur.
Ja, es kann sein, dass ich ein Spielverderber bin – das macht mir aber gar nichts aus. Ich möchte nur, dass man kurz über den das Vorgehen nachdenkt und sich dann selbst entscheidet, wie man das Ganze findet.
Vor nicht allzu langer Zeit kam meine Tochter nach dem Kindergarten nach Hause und erzählte von zwei Männern die dort waren und mit den Kindern gezaubert hätten. Außerdem hatten Sie eine Schlange und auch ein Babykrokodil dabei. Die Schlange durfte gestreichelt werden. Diese Männer waren von einem Zirkus, der gerade in der größeren Stadt der Gegend gastiert. Natürlich bekamen die Kinder jeder eine Freikarte für ein Kind und einige Ermäßigungkarten in Anzahl der Familienmitglieder.
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich einen Zirkus in der heutigen Zeit nicht mehr gut heißen kann, wenn dort Tiere gehalten werden.1 In der Regel werden diese unter den schrecklichsten Bedingungen gehalten und auch das Training innerhalb des Zirkus hat den Ruf, nicht besonders gut zu sein.
Abgesehen von dieser – vielleicht für den einen oder anderen übertriebenen – politischen Korrektheit, habe ich auch das Geschäftsgebaren dieses Unternehmens hinterfragt. Wie würden Eltern und Erzieherinnen reagieren, wenn anstelle des Zirkus zum Beispiel Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von einer großen Kette von Spielzeugläden in den Kindergarten kämmen und dort die neuesten Spielzeuge vorstellen würden. Zum Ende der Spielzeugvorführung gäbe es noch Gutscheine, für die Kinder und die Geschwister.
Um das Ganze noch deutlicher zu machen, wie wäre es, wenn jeden Monat ein anderes Fastfood-Unternehmen in den Kindergarten käme, vorstellt was gerade in den verschiedensten Aktionen für die Kinder als Spielzeug bereitgestellt wird und auch dort Gutscheine zur Verfügung gestellt würden…
Ich bin mir sicher, dass an dieser Stelle Eltern, Erzieherinnen und Erzieher auf die Barrikaden gehen würden.
Obwohl… Würden Sie das? – Oder würde sich die Masse bei Macces einen Burger reinziehen, um nachher neue Bausteine mit Elfen und Ninjas zu kaufen?
Gerade wenn es um Wildtiere geht, die dann unter Umständen nicht aus unseren Breitengraden stammen. Wer möchte, kann sich ja mal ein bisschen informieren: https://www.peta.de/themen/Zirkus. [↩]
Pläne sind gut. Man kann sich so schön daran orientieren und diese von oben nach unten abarbeiten. Aber leider kommt in der Regel das Leben dazwischen. Da ist es immer gut, einen Plan B im Kopf zu haben. Aber auch der ist nicht immer mit Erfolg gekrönt. Meistens hat man dann keinen Joker mehr in der Hand, der diese ganzen Eventualitäten abdeckt und man möchte sich auf den Boden schmeißen, heulen oder einfach nach Hause ins Bett gehen. Was dann gefragt ist, ist reine Handlungskompetenz. Dieses Video zeigt deutlich, was ich meine.
Aber wie bekommt man diese Handlungskompetenz, um in neuen Situationen professionell und situationsgerecht zu handeln?
Ich bin fest davon überzeugt, dass man sich in möglichst viele neue und unerwartete Situationen begeben, diese durchleben und dann reflektieren sollte. Wenn einem die eigene Handlung dann nicht gefallen hat oder sie nicht zielgerichtet war, kann man diese eine Situation vor dem geistigen Auge mehrere mal anders durchspielen und durchdenken, wie die Situation dann ausgegangen wäre.
Hier ist aber nicht um das übliche Echauffieren vor Freunden, nach dem Motto: „Dann hätte ich sagen können, dass er selbst ein Idiot ist…“ gemeint, sondern immer ein lösungs- und zielorientierter Ansatz.
Außerdem sollten wir eine Gelassenheit an den Tag legen, denn die Dinge sind eben so, wie sie sind und können in der Struktur nicht geändert werden. Wichtig ist unser Umgang damit.
Meine Baustelle
Mir ist im letzten halben Jahr passiert, dass ich zu zwei Veranstaltungen, die ich als Leiter begleiten sollte, zu spät oder sehr, sehr pünktlich kam.1 Diese Art der Abweichung von meinem Plan, hat mich ordentlich durcheinander gebracht.
Ich war die erste Zeit komplett durch den Wind und musste mich im Verlauf des Tages langsam sammeln. In der Reflexion zeigte sich, dass ich diese Wuschigkeit nicht an den Tag legen muss, da in der Regel die Seminartage bei mir so gut vorbereitet sind, dass ich mich auf meine Technik und meine Aufzeichnungen verlassen kann. Selbst wenn diese versagen, bin ich mir mittlerweile sicher im Zugriff auf meine Handlungskompetenzen.2
Kognitiv habe ich das für mich klar. Ich bin aber gespannt, wenn ich das nächste Mal zu spät oder sehr pünktlich komme, ob ich dann noch immer so gelassen bin. Auf jeden Fall habe ich ein Handlungsrepertoire, auf das ich zurückgreifen kann.
Wiedereinmal zeigt sich, dass Reflexion eines der wichtigsten Werkzeuge zur Erzeugung von Professionalität ist und auch das reine Durchspielen von Situationen im Kopf einen Sinn macht. Das Gehirn erkennt den Unterschied der echten Situation und der Vorstellung nicht und hat somit Handlungsmuster erlebt und unter Umständen parat, wenn man Sie braucht.
Wie gehst Du mit ungewohnten, neuen Situationen um?
Hast Du Handlungsstrategien im Umgang mit Unerwartetem?
Das eine Mal habe ich mich während der Fahr ablenken lassen und das andere Mal hat mein Navi einen sehr unorthodoxen Weg gewählt, der mich sehr viel Zeit gekostet hat! [↩]