Dalai Lama vs. Past Benedikt XVI

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Franz Alt schreibt in Readers Edition über den Dalai Lama, dessen Besuch in Deutschlad und stellt die Frage auf, warum die Menschen aus der westlichen Welt immer mehr dem Dalai Lama bzw. dem Buddhismus folgen wollen und die christliche Kirche und den Papst auf das Abstellgleis stellen.

Zwei Führer, zwei Stile

Die Begründung sieht Alt darin, dass der Dalai Lama ein weicher Führer ist, der auch andere Glaubensrichtungen nicht nur respektiert, sondern auch akzeptiert. Der Dalai Lama fordert die westliche Welt sogar auf, nicht blindlings Buddhisten zu werden, sondern die Wurzeln in der eigenen Kultur zu pflegen. Im Gegensatz dazu soll der Papst ein Führer sein, der den Menschen misstraut und seine Kirche als die einzig wahre darstellt.

Die Persönlichkeit ist nicht alles

Ich für meinen Teil glaube, dass es natürlich auch an den Persönlichkeiten der Führer liegt, wenn eine Religionsgemeinschaft Sympathie oder Antipathie in der Bevölkerung auslöst. Aber viel wichtiger ist meinen Augen, was die Religion aussagt, welche Ideologie sie verfolgt und an was sie glaubt, an was nicht und wie sie das ‚sein‚ erklärt. Und genau in diesen Punkten Unterscheiden sich Christentum und Buddhismus fundamental. Denn auf der einen Seite steht außer Frage, dass ein Schöpfergott existiert, der uns Menschen geschaffen hat und über uns richtet und auf der anderen Seite die Selbstverantwortung jedes Einzelnen, das Prinzip von Ursache und Wirkung und der Kreislauf des Lebens.

Natürlich hat Alt Recht, wenn er beschreibt wie der Dalai Lama feststellte, dass sowohl die Bergpredigt als auch die achtfache Pfad Buddhas1 den Menschen helfen soll zu überleben, aber dennoch sind diese Predigten auf einer komplett anderen Glaubensbasis entstanden. Sie können somit zwar eine ähnliche Verhaltensweise der Menschen induzieren, aber der Grund des Handels ist ein anderer.2

Buddhismus ist nicht nur tibetanischer Buddhismus

Somit ist es in meinen Augen nicht richtig, die Wanderung der westlichen Christen zum Buddhismus nur an den Personen des Dalai Lamas und des Papstes festzumachen. Damit unterstellt man allen konvertierenden bzw. Konvertierten, dass sie sich nur und ausschließlich dem tibetanischen Buddhismus anschließen und nur aus der katholischen Kirche entspringen. Das halte ich aber für ausgemachten Unsinn. Viele buddhistische Schulen erleben einen Zuwachs und nicht nur der tibetanische. Die neuen Buddhisten kommen auch sicherlich nicht nur aus dem Katholizismus, sondern aus vielen (christlichen) Religionen.

Der Zuwachs der Buddhismus ist in meinen Augen durch ein offeneres, logischeres Weltbild zu erklären und nicht durch das Charisma einer Person. Obwohl es nicht von der Hand zu weisen ist, dass durch die starke Medienpräsenz des Dalai Lama das Interesse am Buddhismus erweckt wird und diese neue Anschauung der Welt natürlich eine Anziehung auf den westlich sozialisierten Menschen ausübt.

Weiterer Artikel auf ReadersEdition

Während ich diese Zeilen schrieb, wurde auf ReadersEdition ein weiterer Artikel zum Dalai Lama und seinem Charisma verfasst, zu dem unter Anderem auch ein PodCast-Interview mit Prof. Dr. Inken Prohl.3 zur Verfügung steht.

Leider wird hier auch nicht im nötigen Maß auf die Grundgedanken des Buddhismus eingegangen. Der Zulauf wird hier in erster Linie an den für den Westen neuen und exotischen Riten und der Körperbetonung des Buddhismus festgemacht. Auch dieses halte ich für einen, aber in keiner Weise für den Grund aus dem Menschen den Buddhismus als ihre Religion wählen. Um neue Körperfahrungen zu machen und neue Riten in seinem Leben zu etablieren, können auch noch ältere indische Weltanschauungen interessanter sein, wie zum Beispiel Yoga.

  1. Im direkten Vergleich könnte man hier eher das Lotus-Sutra nennen. []
  2. Siehe hier zu auch: Kann ein Atheist ein (guter) Christ sein? []
  3. Religionswissenschaftlerin an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg []

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