Kann ein Atheist ein (guter) Christ sein?
Vor einigen Wochen Monaten hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem Freund und seiner Freundin. Die aufgekommene Frage war, ob ein Mensch, der sich an die Regeln und Dogmen der Kirche hält, ohne es zu wissen oder es zu wollen, als guter Christ zu bezeichnen ist oder sogar nach dem Tod in den Himmel und nicht in die Hölle kommt.
Guter Mensch = Christ?
Um ein praktisches Beispiel zu nennen und so diese Fragen evtl. beantworten können, schauen wir uns den Dalai Lama mal genauer an. Ich wage zu behaupten, dass er in seinem Leben noch niemanden getötet hat und auch nicht gegen eines der anderen zehn Gebote verstoßen hat (Ausgenommen die Gebote, die Gott als einzigen Gott verehren lassen sollen.) und ich glaube auch, dass er gegen keine anderen Dogmen verstößt, die die Bibel oder die Kirche aufstellt. Ist der Dalai Lama also ein Christ? Oder sogar ein guter Christ?
Meine Meinung dazu ist ein klares nein. Denn zum „Christ-sein“ fehlt dem Dalai Lama das Bekenntnis zum Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes. Er ist aus christlicher Sicht sicherlich kein schlechter Mensch, aber er glaubt nicht an den Schöpfergott und dessen leiblichen Sohn auf Erden. Auch wenn er die Existenz dieser Wesen und historischen Personen sicherlich nicht negieren wird, muss er im Umkehrschluss nicht zwangsläufig ein Gläubiger sein.
Genauso verhält es sich auch mit jedem anderen Menschen, der zwar durch und durch gut ist (natürlich nur ein Ideal in unserem Gedankenspiel), aber nicht an die spirituellen Wesen glaubt. Er kann kein guter Christ sein, weil die Motivation „gut zu sein“ eine andere ist. Sein Handeln ist nicht durch die Überzeugung hervorgerufen, dass der Heiland am Kreuz für unsere Sünden gestorben ist. Welche Motive hinter dem Handeln stehen, sind hier nicht von Bedeutung, da es ja schließlich nur um die Bewertung der Taten nach christlichem Standard geht.
Himmel oder Hölle
Der weltlichen Teil der Frage ist somit beantwortet. Nein, ein durch und durch guter Mensch, der sich unabsichtlich an die Dogmen und Gesetze des Christentum hält ist kein Christ im eigentlichen Sinne. Wie steht es aber um die Frage nach dem Himmelsreich? Kommt dieser Mensch in den Himmel oder in die Hölle?
Definition zum Gedankenspiel
Da wir auf dieser Welt eine Vielzahl von Religionen haben und viele davon unterschiedlichste Ansichten vertreten, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden, welche die wirkliche, einzige, objektive Wahrheit ihr eigen nennt. Natürlich wird in diesem Punkt jeder Verfechter seiner Religion vehement widersprechen, aber das liegt wohl im Sinne des Erfinders.
Um nun aber die oben genannte Fragen beantworten oder mindestens diskutieren zu können, nehmen wir einfach mal an, das Christentum wäre im Besitz der objektiven Wahrheit. Somit existieren per definitonem Himmel und Hölle nach dem Tod.
Gott entscheidet über den Toten
Der durch und durch gute Mensch, den wir oben schon einführten, ist nun gestorben und es muss eine Entscheidung gefällt werden, ob dieser Mensch in den Himmel oder in die Hölle kommt. Da sich dieses aber alles in Sphären abspielt, die von uns lebenden Menschen niemand erlebt hat, kann man auch hier nur spekulieren.
Wenn Gott ein wirklich allwissendes, allmächtiges und gütiges Wesen sein sollte, dann unterstelle ich hier, dass der gute Mensch, auf jeden Fall in den Himmel kommt. Denn diesem Gott dürfte es egal sein, ob der Mensch der vor ihm steht jemand ist, der sein Leben lang an ihn glaubte oder nicht – zählen müssten hier alleine die Taten. Aber durch die Überlieferungen von der Zeit in der Gott noch auf Erden wirkte, komme ich zu einem anderen Schluss.
Schon alleine durch die Zehn Gebote, stellt sich dieser Gott auf eine Stufe, auf der er verehrt werden will und dem Menschen verbietet, andere Götter anzubeten. Also ist aus dieser Sicht nicht zu erwarten, das unser „guter Mensch“ in Himmel kommt, da er sich nicht dem Gott hingegeben und ihm nicht gedient hat. Zwar hat er keine Gebote und Gesetze gebrochen, aber dieses nicht auf Grund der von Gott aufgestellten Dogmen. Das dieser Gott nicht gut auf die zusprechen ist, die ihm nicht folgen zeigen folgende Passagen aus der Bibel exemplarisch:
Samaria muß es büßen; denn es hat sich wider seinen Gott empört; durchs Schwert sollen sie fallen; ihre Kindlein sollen zerschmettert und die Schwangeren aufgeschlitzt werden! (Hosea 13,16)
Denn siehe, ich will eine Sintflut mit Wasser kommen lassen auf Erden, zu verderben alles Fleisch, darin ein lebendiger Odem ist, unter dem Himmel. Alles, was auf Erden ist, soll untergehen. (Genesis 6,17)
Da ließ der HERR Schwefel und Feuer regnen von dem HERRN vom Himmel herab auf Sodom und Gomorrha. Und kehrete die Städte um, die ganze Gegend und alle Einwohner der Städte, und was auf dem Lande gewachsen war. (1. Mose 19, 24-25)
Wenn so mit Ungläubigen umgegangen wurde, wage ich zu vermuten, dass ein Nicht-Gott-Gläubiger mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht in den Himmel gelassen wird, sondern in der Hölle schmoren muss.
Fazit
Es lohnt sich sicherlich zu versuchen ein guter Mensch zu sein, aber mehr auf die weltlichen Vorzüge bezogen, als auf die Geschehnisse nach dem Tod. Nur wenn man ein bekennender Christ ist, hat man eine höhere Chance ist das Reich Gottes aufgenommen zu werden. Wenn man aber keiner ist, dann kann man noch soviel Gutes tun, die Chance in den Himmel zu kommen läuft gegen Null. Diese Möglichkeit ist den meisten Atheisten oder Andersgläubigen aber wahrscheinlich auch egal, da das Reich Gottes für sie nicht existent ist. Auch die Frage nachdem „Christ-sein“ bei Atheisten oder Andersgläubigen muss verneint werden, da für den Christen die Motivation der Handlung im Vordergrund steht.
P.S. Ich möchte mit diesem Artikel nur zum Nachdenken anregen. In keinster Weise soll das Christentum, eine andere Religion oder eine Weltanschauung in ein schlechtes Licht gerückt werden. Sollte ich Aussagen getroffen haben, die offensichtlich falsch sind, würde es mich freuen, wenn man mich darüber aufklärt.