In einem meiner letzten Beiträge habe ich, quasi nebenbei, meinen Evaluationsbogen für Klassenarbeiten erwähnt. Nicht nur die Downloadzahlen dieses PDFs zeigen, dass daran ein reges Interesse besteht, sondern auch einige Tweets und Hinweise im realen Leben. Also
möchte ich dir hier darstellen, die ich diesen Evaluationsbogen einsetze und welchen Nutzen ich darin sehe.
Zunächst einmal möchte ich feststellen, dass dieser Bogen nicht gänzlich aus meinem Hirn entsprungen ist. Ich habe ihn während meines Referendariats von meiner Seminarleiterin bekommen und in den Jahren Anpassungen vorgenommen. Eine weitere Anpassung entstand auch während des Schreibens des Beitrages – dazu am Ende mehr…
https://twitter.com/lehrerperle/status/733925388905271296
Das Prozedere
Unmittelbar nach dem Beenden einer Klassenarbeit füllen die Schülerinnen und Schüler den Evaluationsbogen aus. Dieser wird nicht mit der Klassenarbeit abgegeben, sondern mit nach Hause genommen. Im günstigsten Fall, heften die Schülerinnen und Schüler den Bogen in ihren Unterlagen ab. Wenn die Klassenarbeit zurückgegeben wird, führe ich mit jedem Schüler und jeder Schülerin ein Einzelgespräch über die Klassenarbeit. In diesen Gesprächen geht es natürlich auch um den momentanen Leistungsstand in dem entsprechenden Lernfeld und um eine Aussicht, wie die Schülerin oder der Schüler weiter arbeiten möchte.
Das Feedback
Für mich ist immer die erste Frage hochinteressant: Fanden die Schülerinnen und Schüler meine Arbeit fair oder unfair?
Ich bemühe mich, meine Klassenarbeiten so zu strukturieren, dass Schülerinnen und Schüler mit dem potentiell erlernten Stoff des Unterrichts, gute oder zumindest befriedigende Zensuren erreichen können. Somit ist es mir ein hohes Anliegen, dass das auch bei den Schülerinnen und Schülern ankommt und diese die Klassenarbeiten als fair bewerten.
Sollte dieses nicht der Fall sein, können die Schülerinnen und Schüler in dem Freitextfeld formulieren, was sie an der Klassenarbeit nicht fair fanden. Ich erhalte dadurch ein Feedback und kann entweder meinen Unterricht umstrukturieren, die Klassenarbeiten anders stellen oder auch Aufklärungsarbeit leisten, wieso manche Fragen so nicht im Unterricht behandelt wurden. ((Stichwort: Anforderungbereich 3))
Ich finde es auch super. Einmal geklärt, klare Ansage, keine Diskussion, Evaluation genial!
— Ines Bieler (@seni_bl) June 12, 2016
Die restlichen Antworten auf dem Bogen werden dann abhängig davon, was der Lernende erwartet hat und welche Zensur er tatsächlich bekommen hat, besprochen.
Erfolge feiern
Sollte die Klassenarbeit besser ausgefallen sein, als die Note, die erwartet wurde, wird in diesem geschützten Zweiergespräch der Erfolg gefeiert. Dann wird versucht zu ergründen, warum die Note besser ausgefallen ist, um eine Reproduzierbarkeit herstellen zu können. Dazu dienen die weiteren Informationen auf dem Bogen.
Das Gleiche findet statt, wenn exakt die Note erreicht wurde, die vorher angegeben wurde. An dieser Stelle wird darüber gesprochen, wie die Schülerin oder der Schüler sich unter Umständen noch verbessern kann, wenn sie oder er es dann möchte.
Lösungen suchen und Ziele definieren
Wenn der Lernende sich viel besser einschätzt, als die Note, die erreicht wurde, dann kann ich ein Gespräch auf Basis der Selbst- und Fremdwahrnehmung starten und beratend unterstützen. Außerdem kann man über die Aufgaben sprechen, die wenige Punkte erreichten, um gemeinsam zu überlegen, wo die Verständnisprobleme liegen.
Natürlich gibt es auch die Fälle, in denen die Schülerinnen und Schüler noch ausreichende oder schlechtere Leistungen erbringen. Unabhängig davon, ob diese das vorausgesehen haben oder nicht, kann man in diesen Vieraugengesprächen auch auf die Gründe zu sprechen kommen, die für diese Leistungen verantwortlich sind. Die Noten sind zwar nicht mehr zu retten, das Verständnis dafür steigt und man kann auch hier gemeinsam an einer Strategie feilen.
Das Ziel des Lernenden
In allen Fällen gibt es eine Beratung von mir, wenn der Lernende das wünscht. Diese kann auf Grundlage eines Ziels, das sich die Schülerinnen und Schüler setzen, geschehen.
Diese Modifikation habe ich bereits vorgenommen und in dem Dokument eingebaut. Am Ende des Bogens steht nun nicht mehr die Lernberatung des Lehrers, sondern die Ziele der Schülerin oder des Schülers. Probiert habe ich den neuen Bogen noch nicht und würde mich auch über Rückmeldungen von Euch freuen. Ich bin mir sicher, dass die Schülerinnen und Schüler beim Formulieren der Ziele ((Bespielsweise nach SMART)) Hilfe benötigen werden.
Zusätzlicher Nutzen
Einen zusätzlichen Nutzen hat das Ganze auch noch. Da ich mit jedem Lernenden ein Gespräch halte, können und dürfen die Schülerinnen und Schüler in diesem Gespräch Fragen zu der Klassenarbeit stellen. Fragen zur Arbeit werden nicht im Plenum gestellt, da man sich auf der einen Seite wegen des Datenschutzes hier und da auf die Zunge beißen muss und nicht alles transparent machen kann was, man zu Klärung gerne machen würde. Ich beantworte also Fragen nur unter vier Augen und kläre mit den Schülerinnen und Schüler die Dinge direkt, ohne dass sich andere Mitschülerinnen und Mitschüler einmischen und sich für oder gegen etwas einsetzen können. So entsteht selten Unruhe in Bezug auf die Bewertungen oder die Vergleichbarkeit der Leistungen untereinander.
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