Besser als rumsitzen…

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Keine Angst, ich bin kein Buddhist im heiligen Krieg, der die Menschheit zum Meditieren zwingen will. Es geht viel mehr um ein Bewusstsein für das Nutzen von Zeit.

Sicherlich kennt der eine oder die Andere das Phänomen, dass man sich einfach mal auf die Couch legt und nichts tut – auch wenn der Schreibtisch voll ist, die Küche aussieht wie nach einem Kochduell, das Bad mal wieder einen Wischmopp sehen könnte oder andere Arbeit auf einen wartet. Spontan zieht man sich nur eine Folge der Lieblingsserie rein, aus der dann aber doch eine Ganze Staffel auf DVD oder Netflix wird, das eine Kapitel im Buch endet plötzlich mit den ersten Seiten des zweiten Teils der Romanreihe und aus dem 15-minütigen Powernap werden 2 Stunden Mittagsschlaf. Die Zeit wurde „mal für sich“ genutzt und man kann während des Daseins als Tagedieb die harte Realität verdrängen.

Aber sobald sich der Fokus wieder auf diese Realität richtet, kommt es: Das schlechte Gewissen. Die ganze Erholung, das Für-sich-sein, das Gönnen ist plötzlich hinweg. Null und nichtig. Sogar noch mehr: es hat sich durch diese Aktion ein viel schlechteres Gefühl in einem aufgebaut, als es vor der Entspannung gewesen war.

Der Unterschied zwischen der im obigen Sprichwort genannten „Meditation“ und dem „Rumsitzen“ ist der, dass man die Meditation bewusst erlebt. Sich bewusst dafür entscheidet. Bewusst nichts machen (will (oder eben nicht will)).

Ein weiterer Punkt, der das Meditieren vom Rumsitzen unterscheidet, ist die Planung. In der Regel plant man die Meditation in seinen Alltag ein und hat somit einen anderen (höheren?) Stellenwert, als das auf der Couch lungern. Wenn ich nun aber nicht meditieren kann oder möchte, dann kann ich mir diese Ruhe auch anderweitig holen.

Es gibt Menschen, die Trinken die erste Tasse Kaffee am Tag immer stehend am Fenster. Oder Menschen, die genau eine Sendung am Abend gucken, bevor die Arbeit zu Hause losgeht. Wieder andere gehen morgens eine große Runde mit dem Hund oder treiben schon Sport oder Ähnliches. Im Grunde ist alles möglich, wichtig ist aus meiner Sicht nur die echte Planung des Ganzen und das Begehen des Aktes mit Bewusstsein: Also ganz im Hier und Jetzt sein.

Auf die Effekte des Meditierens kann und will ich hier gar nicht eingehen. Es geht mir hier in diesem Artikel nur darum, Ruhe und Entspannung im Alltag als Ritual zu etablieren, damit sie genossen werden kann. Wenn ich mir diese Pausen nur dann nehme, wenn ich schon gar nicht mehr anders kann und mein Körper sich schon mannigfaltig zur Wehr setzt, ist es a) zu spät und b) hält die Erholung nach der Erholung bleibt nur  kurze Zeit.

Gerade in einem Beruf in denen viele Sozialkontakte zum Alltag gehören, in denen eine Pause in der Regel mit Fachgesprächen und dem Hetzen von einem Raum in den anderen verbunden ist und Stille häufig nicht anzutreffen ist, ist das bewusste Aushalten von Stille von hoher Wichtigkeit, um sich in einen Ruhepol zu begeben, aus dem Energie geschöpft werden kann.

  • Wie schafft Ihr Euch Ruhe in Eurem Alltag?
  • Habt Ihr Rituale zur Ruhe?

 

 

 

2 thoughts on “Besser als rumsitzen…

  1. Hallo Marcel,
    ich muss zugeben, dass ich länger über deine Fragen nachdenken musste. Wieso muss ich denn Entspannung planen? Kann eine Entspannung nicht darin liegen, einfach mal in den Tag hineinzuleben und einfach nichts zu tun? Klingt gut, tut aber nicht gut. Denn tatsächlich ist es so, dass man zwar so „herumwabert (aha, da isses wieder, das besagte Wort) aber im Hinterkopf doch auch immer das schlechte Gewissen mit-herumwabert. „Eigentlich müsste ich ja noch“ sind da so favorisierte Denkansätze von mir. Entscheidet man sich aber „bewusst“ für eine Auszeit, so kommt man weniger bis gar nicht in die besagten Denkschleifen. Man hat eine innere Legitimierung für die Entspannung gefunden und kostet sie in vollen Zügen aus. Dennoch möchte ich von „Planung“ der Entspannung Abstand nehmen sondern es als „eingeplante ungeplante“ Zeit betiteln.
    Jetzt zu deinen Fragen. Ich schaffe mir Ruhezeiten im Alltag, indem ich z.B. auf der Arbeitsstelle wenn möglich eine Stunde früher bin, um genügend Zeit für einen morgendlichen Kaffee zu haben, meinen Tagesablauf zu planen und einen Plausch mit Kollegen zu halten. Das lässt mich entspannter in den Tag starten und tut gut. Während des Unterrichtens nutze ich schüleraktive Phasen um mich zu fokussieren und Kontakt zu einzelnen Schülern zu pflegen. Auch das entspannt mich im Alltag. Doch besonders wichtig ist mir, immer wieder Neues zu erleben..sei es Kulturen in fremden Ländern, Sportarten ect…Ich kann tatsächlich im Tun am besten meine Ruhe finden! Um dies zu bewerkstelligen ist mein Terminplaner mein bester Freund. Er sagt mir, wann ich Zeiten der „aktiven“ Entspannung einplanen kann und ermöglicht mir Sicherheit.

  2. Moinsen,

    ich finden den Begriff „eingeplante ungeplante Zeit“ großartig und ich bin mir sicher, dass wir im Kern das Gleiche meinen. Die Auslebung des Ganzen ist dann ein individueller Prozess, der unterschiedlich sein wird. Die einen mögen Ruhe, die anderen brauchen Bewegung. Gerade hier mit Kindern ist es wichtig, Zeit frei zu halten, in der Dinge geschehen können, ohne geplant zu sein, aber dennoch wertvoll sind. Wenn ihn diesen Situationen das Gewissen plagen würde, wäre weniger Möglichkeit zum wahrnehmen des Ganzen.

    So oder so, ist es sicherlich nicht falsch, einen Plan zu haben – auch wenn man ihn in der Situation gerne verwerfen mag.

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