Immer, wenn wir uns verändern wollen, müssen oder sollen, müssen wir unsere Komfortzone verlassen. Das ist immer mit Anstrengung und Disziplin verbunden. Das gilt auch für Dinge, die wir lernen wollen.
Wenn wir Neues lernen möchte, dann müssen wir alten Pfade verlassen und Kraft aufwenden. Sicherlich: Das Ganze kann und darf auch Spaß1 bringen. Es ist aber nicht verkehrt, wenn es für die Schülerinnen und Schüler anstrengend ist – unhappy learning. Und damit meine ich nicht, einen lauten unorganisierten Unterricht, der auf Grund dessen anstrengend ist, sondern einen, der Energie bei den Schülerinnen und Schüler verbraucht, weil sie lernen.
Es geht in aller Regel im Unterricht nicht darum, dass die Schülerinnen und Schüler Spaß haben. Es geht darum, dass sie die Gelegenheit bekommen, etwas zu lernen, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, neue Sichtweisen oder neue Erklärungen kennenlernen und sich dieser unter Umständen annehmen.
Was nicht heißen soll, dass Unterricht keinen Spaß machen darf. Ganz im Gegenteil, wenn der Unterricht Freude macht und man sich im flow befindet, die Zeit nicht mehr wahrnimmt und denkt: „Ui, hat das schon geklingelt„, dann merkt man erst später, dass man von dem Unterricht geschafft oder groggy ist. Es geht nicht darum, Schülerinnen und Schüler zu ärgern, sie vorzuführen und unsinnige2 Aufgaben bewältigen zu lassen!
Wie sieht das meine Leserschaft? Muss Unterricht Spaß machen? Muss Unterricht anstrengend sein? Sind das Widersprüche in sich?
P.S. „per ardura ad astra“ ist lateinisch und bedeutet: „Durch Schwierigkeiten3 zu den Sternen.„
Hallo Marcel,
bevor man sich mit der Frage „Muss Unterricht Spaß machen“ auseinandersetzt, muss man sich vielleicht erst einmal im Klaren sein, was denn überhaupt „Spaß“ macht. All zu oft neigt man dazu in die Augen der Schüler zu sehen und zu denken „der hat heute wirklich mal Freude am Unterricht“. Aber ist das wirklich so? Vielleicht stellt er sich in diesem Moment gerade sein Wochenende vor oder hat gestern sein Führerschein bestanden. Ich kann also nicht einmal genau wissen, wann ein Unterricht wem Spaß macht. Als Schülerin empfand ich immer den Unterricht als besonders freudvoll, der mir etwas abverlangte und mich nicht „herumwabern“ (;-)) ließ. Genauso freudvoll waren aber auch die Momente, in denen man einen humorvollen Unterricht genießen durfte. Tatsächlich waren aber (aus Schülersicht) die freudvollen Stunden nicht weniger anstrengend…
Es gibt Momente, in denen es schwierig ist, eine innere Aktivierung herzustellen. Hier kann Motivation durch einen „spaßig-humorvollen“ Lehrkörper vielleicht die Möglichkeit ebnen, überhaupt anzufangen und sich anzustrengen. Fragt man ab und zu Schüler, die missmutig aus einem Unterricht kommen (Ja, ich tue dies ab und an), dann geben viele Schüler als Antwort ihrer Unlust :“ Ich weiß gar nicht, warum ich heute hergekommen bin.“
Fazit: Spaß kann helfen sich anzustrengen; Anstrengung kann Spaß entstehen lassen 😉
Ich mag das Wort „herumwabern“! Das trifft es in meinen Augen auf den Punkt. Wenn der Unterricht zielgerichtet ist und die Schülerinnen und Schüler wissen, wohin die Reise geht, dann verfällt der Unterricht eher selten in ein Gewaber. Was nicht heißen muss, dass man immer nur streng und konzentriert arbeiten muss. Man muss auch mal Fünfe gerade sein lassen. Und sicherlich ist die Lehrerrolle, die eingenommen wird ein großer, in meinen Augen nicht zu unterschätzender Faktor, wenn es darum geht die Schülerinnen und Schüler ans Lernen zu bekommen. Ich bin auf jeden Fall dafür, dass Lernen Spaß/Freude bringen sollte! Lernen macht ja auch Spaß! Sonst würden wir ja beim Sport und beim Hobby nicht immer die Komfortzone verlassen 😉 Ich bin aber dagegen, wenn Spaß/ Freude als Kriterium für gelungenen Unterricht angesehen wird. Wir auch immer… Ich bin mir sicher, dass wir an der Stelle nahe beisammen sind.