Seitdem ich mit meiner Familie in unser Haus gezogen bin, habe ich keinen Fernseher mehr. Also, das war gelogen, aber fernsehen tue ich dennoch nicht.
Wir haben noch immer einen Fernseher, aber keine Satellitenanlage, mit der man etwas empfangen könnte, denn das Ausstrahlen analoger Programme wurde ja unterbunden. Die Anlage, die am Haus verbaut ist, ist eine analoge Anlage. Nun sitzen wir hier auf dem Lande ohne Fernseher und ich muss sagen: „Mir fehlt nichts“.
Ich kann noch immer interessante Dinge aus den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten entnehmen und das Netz verhilft mir auch, meinen Bildschirmkonsum aufrecht zu erhalten. Ich merke aber, dass man ohne an dem Medium Nummer eins in unserem Lande teilzunehmen, in einigen Diskussionen und bei Small-Talks nicht mehr teilnehmen kann. Aber um ehrlich zu sein, in den meisten Fällen geht es um Belanglosigkeiten, die mich in der Regel nicht (mehr) interessieren.
Der Medienjunkie
Einige der Menschen, die mich um sich haben müssen, haben diesen Untertitel und das Bloggen selbst nicht verstanden. Ich muss kein zweiter Nostradamus sein, um zu prophezeien, dass es auch so bleiben wird.
Leider wird der Medienkonsum der Schülerinnen und Schüler – und somit auch der anderer Konsumenten – verteufelt und die Verdummung der Gesellschaft damit begründet. Die Medien und der Konsum sind aber nicht Schuld an der Misere, wenn es denn eine gibt, sondern der falsche Umgang mit den Medien!
Fernsehen ist nichts Schlechtes, Internet ist nichts Schlechtes, ein Buch ist nichts Schlechtes, ein Drama ist nichts Schlechtes. Es gibt aus subjektiver Sicht gute und schlechte Inhalte in den Medien; objektiv ist das nicht zu beurteilen. Erst wenn ich ungefiltert alles konsumiere, was mir vorgesetzt wird, mein Verhalten nicht reflektiere und mich den Medien unterwerfe, dann kann das Ganze zu einem gesamtgesellschaftlichen, kritikwürdigem Ergebnis kommen.
Da ich ja nun DAS Medium der Deutschen gar nicht mehr oder nur noch selten konsumiere, darf / soll / muss ich den Untertitel behalten oder sollte sich dieser in Wohlgefallen auflösen?
Um es kurz zumachen: Ich behalte ihn. Warum?
- Er polarisiert: Da der Begriff „Medien“ bei der breiten Masse mit Bildschirmmedien als Synonym gesetzt wird, kann diese davon ausgehen, dass ich ein Fernsehsüchtiger bin und das passt sicherlich nicht immer zu dem Bild, welches ich in der Öffentlichkeit verkörpere.
- Er ist richtig: Ich bin süchtig. Süchtig nach Informationen in vielen Bereichen, um diese in alle möglichen Lebenslagen zu verknüpfen, neue Strukturen zu erhalten, neue Erkenntnisse zu erlangen, alte Erkenntnisse zu revidieren etc. Um an diese Informationen zu gelangen, braucht es Medien. Viele vielfältige Medien.
- Ich will so sein: Um meine Schülerinnen und Schüler und auch die Referendare in Ihrer Lebenswelt abzuholen, sehe ich mich zu einem gewissen Teil dazu gezwungen, am Puls der Zeit zu sein. Ich muss nicht alles mögen, verstehen und gut finden, aber wenn ich Dinge aus dem Alltag der zu Unterrichtenden kenne, kann dieses nur von Vorteil sein.
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