Autor: MAWSpitau

  • ad astra – und ich spreche nicht von Bier

    ad astra – und ich spreche nicht von Bier

    perarduraadastra

    Immer, wenn wir uns verändern wollen, müssen oder sollen, müssen wir unsere Komfortzone verlassen. Das ist immer mit Anstrengung und Disziplin verbunden. Das gilt auch für Dinge, die wir lernen wollen.

    Wenn wir Neues lernen möchte, dann müssen wir alten Pfade verlassen und Kraft aufwenden. Sicherlich: Das Ganze kann und darf auch Spaß ((Ich bevorzuge in der Regel den Begriff Freude.)) bringen. Es ist aber nicht verkehrt, wenn es für die Schülerinnen und Schüler anstrengend ist – unhappy learning. Und damit meine ich nicht, einen lauten unorganisierten Unterricht, der auf Grund dessen anstrengend ist, sondern einen, der Energie bei den Schülerinnen und Schüler verbraucht, weil sie lernen.

    Es geht in aller Regel im Unterricht nicht darum, dass die Schülerinnen und Schüler Spaß haben. Es geht darum, dass sie die Gelegenheit bekommen, etwas zu lernen, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, neue Sichtweisen oder neue Erklärungen kennenlernen und sich dieser unter Umständen annehmen.

    Was nicht heißen soll, dass Unterricht keinen Spaß machen darf. Ganz im Gegenteil, wenn der Unterricht Freude macht und man sich im flow befindet, die Zeit nicht mehr wahrnimmt und denkt: „Ui, hat das schon geklingelt„, dann merkt man erst später, dass man von dem Unterricht geschafft oder groggy ist.  Es geht nicht darum, Schülerinnen und Schüler zu ärgern, sie vorzuführen und unsinnige ((Im Sinne von nicht-lernförderlich.)) Aufgaben bewältigen zu lassen!

    Wie sieht das meine Leserschaft? Muss Unterricht Spaß machen? Muss Unterricht anstrengend sein? Sind das Widersprüche in sich?

    P.S. „per ardura ad astra“ ist lateinisch und bedeutet: „Durch Schwierigkeiten ((besser Härte oder Strebsamkeit)) zu den Sternen.

     

  • Ich bleibe, wer ich bin…

    Ich bleibe, wer ich bin…

     

    Stillstand ist Rückschritt. Wenn man nicht einsieht, dass man auf dieser Welt immer wieder neue spannende Dinge entdecken kann, wird man irgendwann in seiner Vergangenheit gefangen sein und nur noch in dieser schwelgen. Die Entwicklung sollte das Einzige sein, was als fester Bezugspunkt gilt.

    Das Problem ist nur, dass man gerne genau das macht, was man kann, weil man es eben kann. Sollte ich etwas Neues probieren, dann kann es auch schiefgehen – und wie stehe ich dann da? Was denken die anderen? Bekommt mein perfektes Bild Kratzer? Fehler sind dazu da, um gemacht zu werden.

    Wir brauchen den Mut zur Veränderung, zu Fehlern, zum Scheitern, um uns zu entwickeln. Dem Einzigen, dem wir bei all diesen Dingen Rechtsschaft ablegen müssen, sind im Kern wir selbst. Wenn das Schülerinnen und Schülern klar wird, dass wir Fehler machen dürfen, dass wir dumme Fragen stellen dürfen, dass wir uns an unseren und den Fehlern anderer weiterentwickeln können, dann kann es zu echtem, verständnis- und erkenntnisförderndem Lernen kommen.

    Tun die Schülerinnen und Schüler nur das was sie schon können, dann bleiben sie die, die sie sind.

    1. Wollen wir das wirklich?
    2. Was kann ich als Lehrperson tun, dass die Schülerinnen und Schüler Fehler bei sich und anderen positiv zulassen?

     

  • Die Partei – Sonneborn – Danke an die Demokratie

    Die Partei – Sonneborn – Danke an die Demokratie

    Immer wieder hört und liest man von der Politikverdrossenheit der Bevölkerung der westlichen Welt. Es wird das Gefühl von „die da oben machen, was Sie wollen“ und eine gewisse Machtlosigkeit des Bürgertums beschrieben. Aber ist es wirklich so? Macht die Politik was sie will? Ich persönlich maße mir nicht an, darüber zu urteilen, da mir das Geflecht der Politik, der Lobbyisten, der Konzerne zu komplex erscheint, als dass ich es wahrlich durchschauen kann. Ich bin nur ein Freund davon, wenn Menschen dem System einen Spiegel vor die Nase halten und das macht kein Politiker besser, als Martin Sonneborn.

    P.S. Der Mitgliedsantrag der Partei Die Partei liegt schon in meiner Vorlage. Ich muss nur noch in mich gehen und mich fragen, ob ich mich tatsächlich politisch binden möchte. Die Slogans sind jedenfalls überzeugend: „Ja zu Europa, Nein zu Europa!“ oder „Inhalte überwinden“

  • Sei hart gegen Dich selbst.

    Sei hart gegen Dich selbst.

    Was ist Dein Ziel im Leben? Wie willst Du wahrgenommen werden? Willst Du ein Kämpfer oder ein Meister sein? Man sollte die Ellbogen nur gegen sich selbst richten, nicht gegen die anderen.

    durchhärtezummeister

  • Hans-Peter Schumann

    Hans-Peter Schumann

    treppeDer schrille Ton der Schulklingel ertönte. Alle nahmen ruhig ihre Taschen auf und machten sich langsam und in aller Ruhe auf in die Klassenräume. Hans-Peter war natürlich schon auf dem Weg in die 10c. Als er gerade in das Treppenhaus abbog, hörte er von hinten seine Kollegen spotten: »Hannes, viel Spaß in der 10c. Die sind heute wieder suuuper drauf.« Hans-Peter drehte sich nicht um. Er hob nur dankend den Arm und schritt die Stufen hinauf. Als er den Flur betrat, hörte er schon die  10c. Lautes, pubertäres Gejohle, Gekichere und albere Geräusche. Tische verrückten, Stühle fielen. »Wie sollten diese Gestalten bloß irgendwann im Arbeitsleben klarkommen? Die Schule kann eben nicht die Arbeit des Elternhauses übernehmen.« Die Tür war nur angelehnt. Er ruhte einen Moment, bevor der die Tür mit Schwung aufriss und in den Klassenraum marschierte.

    Der Fuß hatte den Boden des Klassenraums noch nicht berührt, da waren die Schülerinnen und Schüler bereits ruhig und gingen zügig auf ihre Plätze. Seine Tasche landete neben dem Pult. Mit routinierten Griffen, holte er seine Unterlagen aus der Tasche, ließ sie auf das Pult fallen und wünschte der Klasse einen guten Morgen. Diese erwiderte, wie man es aus alten Filmen kennt: »Guten Morgen Herr Schumann…« Er hatte die Klasse im Griff.

    »Lest bitte den Text auf Seite 35. Beantwortet dann die Fragen, die unter dem Text stehen. Dafür habt ihr 10 Minuten Zeit. Danach bildet ihr 4er-Gruppen. Dort tauscht ihr Euch über die Fragen aus. Bereitet einen Kurzvortrag vor, der die Inhalte wieder gibt. Dafür habt ihr 20 Minuten Zeit. Wer das Ganze vortragen wird, entscheidet das Los. Der Vortrag wird bewertet«, klare und komplexe Instruktionen waren die Schülerinnen und Schüler bei ihm gewohnt. Sofort begannen sie, konzentriert zu arbeiten.

    Nach 10 Minuten rief Hans-Peter in die Klasse: »Ihr könnt nun beginnen, Euch in der Gruppe auszutauschen.« Die Schülerinnen und Schüler fanden sich in Gruppen zusammen und diskutierten. Auch wenn nun alle Schülerinnen und Schüler am Unterricht beteiligt waren, verlief alles sehr ruhig.

    Hans-Peter begann seine Aufzeichnungen durchzusehen und startete damit, den Unterricht des nächsten Tages vorzubereiten. Langsam erhöhte sich der Geräuschpegel in einer von Jungen dominierten Gruppe. Es wurde gelacht, geprustet und schlussendlich auch geschrien.

    Hans-Peter ging das eindeutig zu weit. Er wollte seinen Stuhl nach hinten schieben, um die Störenden zu ermahnen. Der Stuhl bewegte sich aber keinen Zentimeter. Mit mehr Kraft drückte er vergebens gegen das Pult. Er beugte sich runter, um nachzusehen, was mit dem Stuhl los war.

    Dabei erhöhte und veränderte sich der Geräuschpegel schlagartig und er schaute in ein Englischbuch. Das war sein Englischbuch aus der 7. Klasse. In dem Buch lag eine aufgerissene Tüte *Ahoi-Brause*. Waldmeister-Geschmack. Im Hintergrund hörte er seinen alten Englischlehrer, Herrn Blume, sprechen.

    Riko, der neben ihm saß, erzählte im lachenden Ton: »Alter… Waldmeister geht normal ab! Du muss‘ ma‘ Zitrone nehmen! Das ballert Dir alles wech! Da is‘ Zitronensäure drinne.«
    Auch wenn er es in dieser Situation nicht wollte, beugte er sich zum Buch hinunter und zog sich den kleinen separat liegenden Haufen *Ahoi-Brause – Waldmeister* durch das linke Nasenloch. Sofort begann die Brause zu brausen. Ein ungeheures Kribbeln kroch in seiner Nase hoch. Riko hielt sich seine Hände vor das Gesicht. Er prustete in seine Hände und musste lauthals lachen. Er beherrschte sich aber, um nicht den Englischunterricht zu sprengen. Hans-Peter kämpfte mit einem Nieser, der sich langsam, aber äußerst deutlich ankündigte.  Der Vulkan in seiner Nase stand kurz vor dem Ausbruch. Er schmiss seinen Kopf in den Nacken und rotzte eine Mischung aus *Ahoi-Brause* und Schnodder auf Rikos Englischbuch. Beide fingen lauthals an, zu lachen. Herr Blume lief rot an, nahm die beiden ins Vesier und schrie: »Hans-Peter!!! Riko!!! Seid ihr bescheuert?!« Hans-Peter schlug mit dem Kopf auf den Tisch, gröhlte und schlug mit der Faust neben seinem Kopf auf den Tisch… Beherrschung war in dieser Situation ein Fremdwort.

    Als er sich wieder aufrichtete, um Herrn Blume entgegenzutreten, stand er vor einer Klasse. Orientierungslos schaute Hans-Peter sich um. Hinter ihm eine Folie an die Wand projiziert, die Adolf Hitler zeigt. Neben ihm saß Frau Krowaski, seine Geschichtslehrerin der 10. Klasse. Sein Brustkorb weitete sich. Luft im Magen suchte den Weg nach oben. Dumpfe Schläge in seinem Kopf hämmerten und machten ein logisches Denken unmöglich. »Hans-Peter, bitte fangen Sie an«, hörte man die schrille Stimme von Frau Krowaski. Die Stimme zirpte in seinen Ohren. Wieder kündigte sich die Luft an, die sich unaufhaltsam den Weg in die Freiheit suchte. »Also, Adolf hatte halt `nen Schäfer…«, weiter kam er nicht. Die Luft im Magen war stärker. Sie überschritt die Schwelle zum Mundraum und hinterließ mit einem tiefen Vibrieren den Geruch von Dosenbier und Jägermeister im Klassenraum.

    Die Schülerinnen und Schüler der Klasse fingen an zu schmunzeln und zu kichern. »…hund. Also, Schäferhund… Den hat er echt voll geliebt. Also, der mochte den total.« Hans-Peter war bewusst, was für einen Unsinn er von sich gab, konnte der Situation aber nicht entfliehen. »Der hat auch immer was zu fressen bekommen und so.« Wieder spürte Hans-Peter einen Druck in der Speiseröhre. Dieses mal bahnte sich keine Luft den Weg, sondern ein Brei aus Jägermeister, Köpi, Kleiner Feigling und Dosen-Ravioli. Der Versuch, sich darauf zu konzentrieren den Schwall Halbverdautes nicht vor der Klasse zu präsentieren, scheiterte. Hans-Peter spürte, wie sich der Mundraum füllte und die Massen nicht zu halten war. Durch Nase und Mund suchte sich der Mageninhalt seinen Weg. Die Klasse schrie. Die Mädchen fingen gleichwohl an zu würgen und die Jungens in der letzten Reihe lachten sich kaputt. Hans-Peter viel auf die Knie. Er spürte, wie seine Hose an den Stellen, an denen sie den Boden berührte, durch eindringende Nässe feucht wurde. Die Peinlichkeit dieses Augenblicks entstand langsam und überlagerte das dumpfe Gefühl in seinem Kopf. Während sich der Kopf senkte, schlossen sich die Augen und er wünschte sich an einen anderen Ort. Es vergang eine gefühlte Ewigkeit. Als er bereit war, sich der Schmach zu stellen, waren auch seine Augen wieder bereit, den Hohn seiner Mitschüler zu empfangen und öffneten sich.

    Er stand vor der 10c – seiner Klasse. Die Schülerinnen und Schüler starrten ihn an: »Herr Schumann… Alles in Ordnung?!« Hans-Peter nahm seine Hände hoch, schaute sie sich von beiden Seiten an und guckte in die Klasse. Sein Gesicht überzog ein breites Grinsen: »Kinnas, alles in bester Ordnung… « Mit wippenden, fast rhythmischen Schritten ging er zum Pult. Setzte sich. Lehnte sich mit den Ellbogen auf das Pult. Legte die rechte Faust in die linke Hand und stützte mit den Händen sein Kinn. Ein Rundumblick durch die Klasse endete auf der Gruppen Jungs, die ihn auch wortlos anstarrte. Immer noch verweilte das breite Grinsen auf seinen Lippen. Mit leichtem Kopfnicken brummte er zur Klasse: »Weitermachen… Einfach weitermachen!«

    Hans-Peter_Schumann-Marcel_Spitau-2015 zum Herunterladen als PDF