Das besondere am Arbeitsplatz Schule ist ja, dass sich da jeder Mensch auskennt – vermeintlich. Denn schließlich war jeder mal Schüler oder Schülerin und weiß somit genau, wie man Unterricht zu gestalten hat.
So geht es wohl auch mit Hochschullehrern und TV-Sternchen, die sich über das Bildungssystem in Deutschland beklagen. In diesem Fall ist es Harald Lesch, der eine Rede für die Bildung und gegen die Ausbildung hält. Der Physiker als Pädagoge oder der Bock zum Gärtner?
Auch wenn ich mich nicht auf die Seite wild gewordener Eltern und Ausbilder stellen möchte, bin ich dennoch der Meinung, dass in vielen Schulen viele Dinge komisch laufen. Und es gilt nach wie vor die alte Weisheit:
Der Laie staunt und der Fachmann wundert sich.
Gerade seit dem meine Tochter zur Schule geht verstehe ich den Spruch immer mehr und wundere mich… Aber zurück zum Thema.
Harald Lesch gibt in dem unten eingebetteten Video ein Plädoyer für die Förderung der Bildung in den Schulen und nicht der Ausbildung. Also eine humanistische Bildung der Persönlichkeit wider einer konformen Vermittlung von Kompetenzen. Denn Kompetenzen, so Lesch, seien nur die Fähigkeiten zu wissen, wo etwas steht. Und auch bei dieser Aussage wundere ich mich.
An vielen Stellen gebe ich Herrn Lesch Recht und würde mich freuen, wenn seine Visionen in Schulen mehr Einzug erhielten. Mehr Kunst. Mehr Theater.Mehr Musik. Mehr Philosophie.
Die Argumentation des Herrn Lesch ist aber in sich nicht schlüssig. Eingangs bemängelt er, dass Schülerinnen und Schüler, die von der Schule kommen, nicht mehr in der Lage seien, einfache Prozentrechnungen zu lösen. Als Maßnahme gegen diese Entwicklung sieht er dann die oben genannten Fächer.
Ist für mich jetzt nicht super offensichtlich, was der Herr meint, wenn die Kinder Musik, Kunst und Theater haben, warum sie dann plötzlich besser in Mathe werden, nur weil sie bessere Menschen sind. Auch hier wundere ich mich.
Das Problem in seiner Argumentation scheint der Begriff der Kompetenz zu sein. Denn wenn die Schülerinnen und Schüler in den „musischen“ Fächern, quasi nebenbei Mathe lernen,1 dann entwickeln sie Kompetenzen in Mathe! Ein beiläufiges Lernen der wesentlichen Dinge der Mathematik.
Um es auf den Punkt zu bringen: In den Konsequenzen, die für Schule gut wären, bin ich den meisten Punkten mit Herrn Lesch einig. Die Begründungen dahinter sind in diesem Video jedoch aus meiner Sicht nicht alle sachlogisch miteinander verknüpft2 und Herr Lesch könnte sich mal mit dem Kompetenzbegriff3 in der Pädagogik auseinandersetzen.
Trotzdem4 : Ein sehenswertes Video: