Gute Klassenführung – Besser als herumschreien!

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Wenn ich nun von dem Begriff Klassenführung schreibe, dann meine ich nicht ausschließlich die Aufgaben eines Klassenlehrers oder einer Klassenlehrerin, sondern die Art und Weise, wie man Unterricht gestaltet und organisiert, um den Lernenden eine möglichst gute Atmosphäre zu schaffen, lernen zu können.

Das Thema Klassenführung ist in meinem Augen ganz eng mit dem Thema der Unterrichtsstörungen verbunden. Bei der sinnvollen Klassenführung wird darauf Wert gelegt, dass nicht erst dann von der Lehrperson reagiert wird, wenn die Störung akut ist, sondern bereits im Vorfeld agiert wird.

Es gibt natürlich immer wieder Störungen, auf die man wenig Einfluss hat. In diesem Beitrag geht es also nicht um die Wespe, die es sich erdreistet, in den Klassenraum zu fliegen und somit den Unterricht für die nächsten 10 – 15 Minuten lahmlegt, sondern darum, dass Schülerinnen und Schüler in jeder Situation des Unterrichts genau wissen, was Sie erwartet, welche Erwartungen man an sie hat und warum sie das, was sie gerade tun sollen, tun!

Säulen der Klassenführung

Aus meiner Sicht gibt es drei Säulen, auf der die Klassenführung aufbauen sollte. Diese stelle ich hier kurz dar.

Wertschätzung

„Liebe Deine Schülerinnen und Schüler.“1

Das ist ein Satz, den ich zunächst nicht unterschreibe, wir müssten dann erst den Begriff der Liebe definieren. 🙂 Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass einem jeder einzelne Lernende wichtig sein muss. Nun darf das aber nicht mit einer Kuschelpädagogik in einen Topf geworfen werden. Gerade weil die Lernenden einem wichtig sind, muss man ihnen direkt rückmelden, wenn sie gute Arbeit leisten und wenn sie den Erwartungen und den sich selbst gesteckten Zielen nicht entsprechen. Das Ganze darf nicht mit Lob und Tadel verwechselt werden. Es geht um Rückmeldung. Diese ist in der Regel emotionslosarm und geleitet von Kriterien.

Die Menschen die vor Dir sitzen sind alle Menschen. Jeder hat da sein Päckchen zu tragen der eine mehr, der andere weniger. Diese Päckchen kann und muss man wahrnehmen und sich dennoch nicht von einer Emotion (egal ob positiv oder negativ) leiten lassen. Wenn Du Schülerinnen und Schüler kritisieren musst, dann kritisiere nicht ihre Person, sondern das Verhalten, das sie an den Tag gelegt haben.

Regeln und Rituale

Wenn Menschen zusammenarbeiten wollen, brauchen Sie Regeln und einen Rahmen in dem man sich bewegen kann, damit die Arbeit zielgerichtet durchgeführt werden kann. Dieser Rahmen und diese Strukturen sind nicht als in Stein gemeißelte Dogmen zu verstehen, sondern als veränderbarer Rahmen, der sich der Gruppen und den Herausforderungen anpasst.

Lernen braucht Struktur – jedenfalls das institutionalisierte lernen, wie wir es in der Schule handhaben. Die Schule darf kein Ort sein, an dem Lernen nur zufällig gelingt. In einer Klasse ist die Lehrperson dafür verantwortlich, dass Lernen der Schülerinnen und Schüler gelingen kann. Dafür ist es notwendig, dass einige Rahmenbedingungen gesetzt werden. All diese Rahmenbedingungen können unter dem Gesichtspunkt der Klassenführung zusammengefasst werden. Die Kernfrage ist somit: Welche Rahmenbedingungen müssen vorherrschen, damit die Schülerinnen und Schüler arbeiten und wie erzeuge ich diese? Es geht hier einzig um den Rahmen der Zusammenarbeit. Wer darf wann im Unterricht sprechen? Gibt es festgelegte Zeiten für die einzelnen Arbeitsabschnitte? Was passiert, wenn diese nicht eingehalten werden? Wer ist verantwortlich für das Material, das die Lernenden während einer Phase brauchen?

Wer all diese Regeln aufstellt ist grundsätzlich nicht von Belang. Sicherlich macht es in der einen oder anderen Klasse Sinn, die Schülerinnen und Schüler am Prozess der Entstehung der Regeln zu beteiligen. Wenn Du aber Regeln gefunden hast, die für Dich und Deinen Unterricht funktionieren, gilt es diese den Lernenden mitzuteilen und einzuhalten.

Transparenz

Die Schülerinnen und Schüler müssen wissen, wohin Du mit ihnen willst. Das Ziel der Reise muss in jedem Unterricht klar sein, damit die Lernenden einen Sinn in dem sehen, was sie machen sollen. Damit geht einher, dass Du einen Plan haben musst, was in dem heutigen Unterricht Ziel, Thema und Methode sein wird. Gute Klassenführung und Türschwellenpädagogik sind nur selten gute Freunde.

Ebenso verhält es sich mit der Transparenz in Bezug auf die Noten und die Leistungsbeurteilung der Schülerinnen und Schüler. Was wird wann und nach welchen Kriterien bewertet? Legst Du Wert auf eine saubere Heftführung? Was bedeutet für Dich sauber in diesem Kontext?

Die Transparenz hört aber nicht bei Deinen Schwächen und Deinen Fehlern auf. Wenn Du etwas vergeigt hast, dann steh dazu und mache auch das den Lernenden deutlich. Zeige ihnen auf, wie Du mit der Situation umgehst und Du dafür sorgst, dass dieses Problem nicht weiter auftaucht. Erkläre auch die Hintergründe für das Fehlverhalten oder das Problem. Die Lehrperson hat eine Vorbildfunktion, die von Schülerinnen und Schülern wahrgenommen wird. Der Umgang der Lehrperson mit Fehlern und Problemen kann zur Strategiebildung der Schülerinnen und Schüler beitragen, wenn Sie vor Problemen stehen.

Ein Beispiel

Ein Kollege, der die Klassenführung auf den Punkt bringt und seine Klassen von Beginn seines Unterrichts auf seine Spur bringt, ist Tyler Hester. Er hat einige seiner Stunden auf Video aufgenommen und bei youtube eingestellt, so dass man sich die Theorie, wie Sie in vielen Büchern geschrieben ist, auch im wahren Leben anschauen kann.

  • Schreib mir doch in die Kommentare,
    • welche Regeln und Rituale Du in Deinem Unterricht etabliert hast oder
    • was Du von dem Vorgehen von Mr. Hester hältst.
  1. „Love your students.“ https://www.edutopia.org/blog/7-tips-better-classroom-management-tyler-hester – Abruf: 2016-03-14 []

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