Gelesen: Michael Winterhoff – Warum unsere Kinder Tyrannen werden

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Ein typisches „Nicht “-Buch. Es zeigt auf was der Realität entspricht, analysiert die geschilderten Fallbeispiele und es erklärt einem, was man nicht machen soll. Über echte Ratschläge schweigt es sich aus und der Leser wird im Dunklen gelassen, wie er Kinder erziehen soll. Diese Entscheidung bleibt wieder beim Leser und das scheint auch Sinn des Buches zu sein.

Der Inhalt

In vielen kleinen Anekdoten und Fallbeispielen zeigt Winterhoff mit erhobenen Zeigefinger, was Eltern, Großeltern und Erzieher alles falsch machen. Die Situationen werden hin und wieder analysiert und belegen die Aussage Winterhoffs, dass die Erwachsenen Kinder nicht als Kinder wahrnehmen, sondern in ihnen kleine Erwachsene sehen. Diese These kann ich gut nachvollziehen und sie erklärt einige Verhaltensweisen von Schülerinnen und Schülern, die ich tagtäglich im Schulalltag erlebe. Worüber sich Winterhoff aber in aller Ruhe ausschweigt sind, Wege aus der Misere aufzuzeigen.

Das Ziel

Das ein Teil der Jugendlichen nach seiner Ansicht „verkorkst“ ist, das wagt kaum jemand zu bestreiten, aber wie ich als Elternteil oder als Pädagoge damit umgehen muss oder kann… Nichts! Aber -Hand aufs Herz- das scheint auch nicht der Sinn des Buches zu sein, denn immerhin stellt der Titel eine Frage, die auch ausreichend beantwortet wird. Wäre der Titel: „Wie bekomme ich meinen Tyrannen wieder normal?„, dann gäbe es Grund zur Kritik. Somit hält das Buch, was der Titel verspricht, aber nicht das, was der Titel suggeriert.

Nicht sagen ist einfach

Wenn man Kritik an den Dingen übt, ist es immer einfach zu sagen, wie etwas nicht laufen sollte oder wie etwas nicht funktioniert.

  • Ich möchte nicht mehr rauchen.
  • Das Schulsystem ist nicht gut.
  • Unser Politiker sind nicht vertrauenswürdig.
  • etc.

Schwierig wird es aber, wenn wir definieren wollen was wir wollen.

  • Wie höre ich auch zu rauchen?
  • Wie soll das Schulsystem aussehen?
  • Wie sollten die Politiker sein, damit sie das Vertrauen zurückgewinnen.
  • etc.

Bücher und Ratschläge, wie man etwas nicht macht, gibt es wie Sand am Meer. Ich finde, wir brauchen mal Ideen und Visionen, wie man es macht oder wenigstens machen könnte, also mal versuchen kann. Weitere Bücher, die mir zeigen, was alles schief läuft braucht die Welt nicht. Das sehen wir doch selbst 😉

Sokrates

Ein Zitat wird dem guten Sokrates zugeschrieben, wobei ich bisher noch keine Quelle habe ausfindeig machen können, die das eindeutig bestätigt, dennoch soll das Zitat den Zeitgeist von 430 v. Chr. deutlich machen:

Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.
Was Winterhoff feststellt scheint also kein Problem der heutigen Zeit zu sein, sondern vielmehr eine Phase, durch die wir Menschen in unserer Entwicklung gehen. Eine für mich sehr beruhigende Annahme… 😉
Subjektive Note: 2-

One thought on “Gelesen: Michael Winterhoff – Warum unsere Kinder Tyrannen werden

  1. Ich habe das Bucb auch gelesen, mein Hauptkritikpunkt war, dass das alles Meinung ist (selbst wenn ich sie teile), die nicht wirklich belegt ist. Anekdoten halt. Dass das Buch keine Lösungen aufzeigt, oder vielleicht nur welche andeutet, finde ich weniger schlimm. Noch sind sich, glaube ich, nicht alle einig, was das Tyrannentum betrifft, also kann man ruhig erst einmal darauf hinweisen. Ein Statsureport auf sicherer Basis ist mir lieber als unerprobte Lösungsvorschläge – zumindest hat beides seinen Platz.

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