Manchmal sind es die Kleinigkeiten, die einem das Leben einfacher machen. Hier habe ich vier Punkte notiert, die Dir das Leben in der Klasse vereinfachen können und Du effizienter mit den Lernenden arbeiten kannst.
1. Beginne Deinen Unterricht pünktlich
Schon Karl Valentin sagte: „Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach.“ Diese reduzierte Aussage trifft es aus meiner Sicht auf den Punkt und ist auch auf Schülerinnen und Schüler anwendbar.
Es kann nicht sein, dass wir den Schülerinnen und Schülern jedes Mal sagen, sie sollen pünktlich zum Unterricht erscheinen, wir aber immer wieder zu spät zum Unterricht kommen. Oder: Die Lernenden die Hausaufgaben immer gemacht haben müssen und wir uns fünf Wochen Zeit lassen, bis sie die Klausur oder Klassenarbeit wiederbekommen. Du darfst nicht vergessen, dass du als Lehrperson eine Vorbildfunktion hast. Auch wenn Du diese nicht einnehmen möchtest, hast Du sie unweigerlich.
Beginne und beende deinen Unterricht pünktlich! Nur dann kannst Du aus meiner Sicht das Verhalten von deinen Schülerinnen und Schülern verlangen und einfordern.1
Natürlich bin ich kein realitätsfremder Idealist! Ich weiß sehr wohl, dass auch ich in der Pause immer wieder von Kolleginnen und Kollegen aufgehalten werde, denn Schule lässt ja keinen Raum für tatsächliche Gespräche unter Kolleginnen und Kollegen! Diese unsäglichen 15 oder 20 Minuten langen Pausen sind ja keine Pausen, sondern voll mit Wanderwegen, Hilfestellungen, Material- und Kopierorganisation. Natürlich kommst Du zu spät in den Unterricht! Wenn dieses passiert: entschuldige dich für Dein Zuspätkommen.
2. Auf Ruhe warten und nur bei Stille sprechen
Getreu dem Motto aus der TZI spricht in einer Gruppe immer nur eine Person. Die Anderen sind ruhig und geben dem Einzelnen aus der Gruppe die Möglichkeit, zuhören zu können, wenn sie das wollen. Diese Regel ist in meinen Augen unumgänglich, um für eine ordentliche Atmosphäre zu sorgen.
Wenn Du etwas sagen willst, stelle Dich immer an die gleiche Stelle des Raumes und warte solange, bis die Schülerinnen und Schüler ruhig sind. Und wenn ich ruhig schreibe, dann meine ich ruhig: nicht leise! Keine Getuschel mehr, kein Geraschel mit Papier mehr, sondern echte Stille. Wenn die Lernenden ruhig sind, teile Ihnen mit, dass das nun eine neue Regel ist:
Immer wenn Du Dich an diesen Platz stellst, ist das die Aufforderung an alle, ruhig zu werden, da Du etwas sagen möchtest.
Die Schülerinnen und Schüler dürfen sich gerne untereinander auf das Ruhigsein aufmerksam machen.
Die ersten Male wirst Du bestimmt länger dort stehen, bis wirklich alle ruhig sind. Das macht nichts, die Lorbeeren wirst Du später ernten. Nach und nach genießen die Lernenden diese Art der Ruhe während den Arbeitsaufträgen und fordern diese ein.
Wenn es eine Plenumsphase gibt, in der eine Lehrer-Schüler-Gespräch stattfindet, stellen sich schon mal hier und da Nebengespräche ein. Das wird nicht toleriert! Die Schülerin, die gerade etwas zum Thema beitragen möchte, wird aufgefordert, einen Moment zu warten, bis alle ruhig sind. Wenn Du die „störenden“ Schülerinnen und Schüler ansprechen würdest, bekämen diese eine Aufmerksamkeit, die Sie nicht bekommen sollten. So legst Du deinen Fokus auf die Schülerinnen und Schüler, die mitarbeiten wollen und nicht auf die anderen. Auch hier geht es erst weiter, wenn die Klasse ruhig ist.
3. Genaue Zeitangaben geben
Wenn Schülerinnen und Schüler etwas zu be-, er- oder abzuarbeiten haben, brauchen Sie eine genaue Zeitangabe, bis wann Sie Zeit haben, diese Aufgabe zu erfüllen. Das kann sich natürlich innerhalb einer kurzen Gruppenphase auf Minuten beziehen oder aber tatsächlich auf Tage oder Wochen, wenn es sich um eine größere, umfangreichere Arbeit handelt.
Wichtig ist, dass auch Du diese Zeiten einhältst. Du musst die Zeit im Blick haben. Wenn die Zeit um ist, werden Dinge präsentiert, eingesammelt oder sogar bewertet. Natürlich bin ich mir im klaren darüber, dass man sich am Schreibtisch gerne mal verplant, was die maximale Zeit für eine Bearbeitung angeht. An dieser Stelle muss mit den Schülerinnen und Schülern trainiert werden, dass sie vor Ablauf der Zeit deutlich machen, dass sie noch mehr Zeit brauchen2. Nur dann Erzeuge ich eine gewisse Verbindlichkeit, die den Unterricht auf das Lernen der Schülerinnen und Schüler konzentriert.
4. Erst das Was, dann das Wie im Arbeitsauftrag nennen
Wer kennt das nicht: „Ihr arbeitet gleich in 4er-Gruppen…“ weiter kommt man nicht, denn nun geht das zuteilen der Gruppen los. Uschi, will mit Ayshe, die aber nicht mit Juri, der aber gerne mit Sabine, die ja bekanntlich untrennbar mit Uschi… und so weiter. Nun wird es dauern, bis man den Arbeitsauftrag los werden kann.
Wenn Du in dem obigen Beispiel zunächst das Was formulierst: „Sie erstellen gleich ein Plakat zum Thema XYZ. Auf diesem Plakat sollen …, … und … ersichtlich sein. Die Materialien finden Sie… Sie dürfen … als Hilfsmittel benutzen. Drei Plakate werden bewertet und Sie haben … Minuten Zeit.“ und dann das Wie: „Sie Arbeiten in 4er-Gruppen, die Sie selbst bilden. Ihre Zeit läuft ab jetzt“, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Schülerinnen und Schüler den Arbeitsauftrag verstehen, wissen was Sie zu tun haben und die wenige Zeit im Unterricht effizient nutzen können, in dem sie arbeiten.
Sicherlich musst Du die Komplexität der Aufträge Deiner Klientel anpassen und häufig macht es Sinn, die Gruppen zufällig zu wählen. Selbst wenn Du das Procedere Erst-was-dann-wie sinnvoll findest und ab morgen einsetzen möchtest, wird es passieren, dass Du in alte Muster zurückfällst. Ärgere Dich nicht darüber! Dann gehe einen anderen Weg: Gib den Schülerinnen und Schülern Zeit, sich in den Gruppen zu finden und beende den Arbeitsauftrag, wenn die Gruppen an den Tischen sitzen und Du wieder die Aufmerksamkeit hast, wie in Punkt 2 angesprochen.
- An dieser Stelle gehe ich absichtlich nicht auf die Sinnhaftig- oder Sinnlosigkeit der 45-Minuten-Taktung ein. [↩]
- Dazu eignen sich zum Beispiel die Gruppenrollen ausgezeichnet. [↩]