Schlagwort: unterricht

  • Welche Welt wollen wir…

    Welche Welt wollen wir…

    Gerade las ich die Leserbriefe der neuen Psychologie heute und bin an einer Stelle echt ins Überlegen gekommen.

    Der Deutsche ist ein Narzisst, ich eben so, da bereits in Kindertagen ein ,,gesunder Grundstein“ dazu gelegt wird. Erfolg ist vor allem der Erfolg des Einzelnen, dieses ganze ,,Gruppen—Team—Arbeit“—Zeug und der sozialpädagogische Schwachsinn bringen nicht den Erfolg, den man sich erhofft.

    Boris M., Mainz

    Aus: Psychologie heute, Ausgabe März 2011, Seite 7

    Als Lehrkraft, die auf dieses „Gruppen-Team-Arbeit“-Zeug steht, es bei Schülerinnen und Schüler fördert und für höchst wichtig erachtet, wenn es um die Bildung einer neuen Generation geht, bekomme ich ein beklemmendes Gefühl bei solchen Aussagen. Welches antiquierte, eingeschränkte und egoistisches Weltbild wird von Personen getragen, die solche Aussagen machen?

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  • Der Eingangskorb

    Der Eingangskorb ist nichts weiter als eine Dokumentenablage auf meinem Schreibtisch, die mit dem Begriff „Eingang“ etikettiert ist. Dort wird alles unsortiert hineingelegt, was auf irgendeine Art und Weise bearbeitet werden muss. Dazu gehört auch mein Notizbuch, dass jedesmal, wenn ich nach Hause komme, ritualisiert im Eingangskorb landet. Bis zu diesem Zeitpunkt werden alle Informationen gleich behandelt. Erst wenn der Korb geleert wird, werden die Informationen kategorisiert.

    Mindestens einmal täglich wird der Eingangskorb restlos geleert. Alle sich darin befindlichen Informationen werden kategorisiert, bearbeitet, delegiert oder auf einen Termin gesetzt.

    Ein weiterer Eingangskorb ist mein E-Mail-Programm. Auch dort kommen die verschiedensten Informationen auf mich zu. Im Prinzip ist ein E-Mail-Konto ja nichts anderes als eine persönliche Zu-Erledigen-Liste, die von anderen gefüllt wird. Somit muss auch diese nach den gleichen Kriterien, wie der analoge Korb geleert werden.

    Konfiguration des E-Mail-Programmes

    In der Grundeinstellung ist ein E-Mailprogramm so eingerichtet, dass eine E-Mail nach einer bestimmten Zeit, die sie aktiviert ist, als gelesen markiert wird. Diese Funktion habe ich bei mir abgeschaltet. Die E-Mail wird erst durch das Drücken einer bestimmten Taste als gelesen und somit als erledigt markiert. Dadruch kann ich E-Mails überfliegen und dann entscheiden, ob eine Aktion notwendig ist oder nicht. Beim zweiten Durchgang, folge ich dann den Grundsätzen, die beim Korb leeren gelten.

    Den Korb leeren

    Genau hier liegt das Kernstück des Systems. Der Korb muss mindestens einmal am Tag geleert werden. Bei dieser Leerung gelten folgende Regeln:

    1. Arbeite Dich von oben durch.
    2. Entscheide Dich was zu tun ist.
    3. Lege nichts, wirklich nichts, zurück in den Eingangskorb.

    Dadurch, dass ich mich von oben durcharbeite, nehme ich keine Priorisierung der zu bearbeitenden Informationen vor. Jede Information ist zunächst gleich wichtig. Wenn ich die Information in den Händen halte, gilt es, sofort eine Entscheidung zu treffen.

    • Kann ich es in zwei Minuten erledigen, dann erledige ich es sofort.
    • Ist es eine Adresse oder handelt es sich um andere Kontaktdaten, dann wird die Information in das Adressbuch übertragen.
    • Handelt es sich um einen Termin, dann wird dieser in den Kalender eingetragen.
    • Handelt es sich um etwas, was erledigt werden muss, dann kommt es auf die Zu-Erledigen-Liste.
    • Sind es Unterrichtsmaterialien oder andere Informationen, die ich behalten möchte oder muss, dann werden sie in mein Ablagesystem eingeordnet.
    • Kann ich mit der Information nichts anfangen, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Erstens – Eine andere Person kann etwas damit anfangen, dann wird es delegiert. Zweitens – Keiner kann etwas damit anfangen, dann wird es entsorgt.

    Durch diese sofortigen Entscheidungen wird vermieden, dass sich irgendwo auf dem Schreibtisch Stapel bilden. Diese Stapel waren es, die meinen Schreibtisch früher unerkennbar machten. Denn er versteckte sich unter unzähligen Papieren, Mappen, Büchern, Ordnern und anderen Dingen, von denen ich nicht einmal mehr weiß, was für Dinge es waren.

    Durch dieses Ritual des Leerens des Eingangskorbes kann ich meinen Schreibtisch wieder sehen und ich freue mich, wenn ich mich an den leeren und aufgeräumten Schreibtisch setzen kann. Das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen pathetisch an, aber es ist wirklich ein anderes Gefühl, sich an einen aufgeräumten, strukturierten und sichtbaren Schreibtisch zusetzen. Erst jetzt habe ich den Spruch verstanden, den ich früher immer wieder genutzt habe, wenn ich auf meinen, doch eher unordentlich und chaotisch anmutenden Schreibtisch angesprochen wurde und das Aussehen verteidigen wollte: „Nur das Genie, beherrscht das Chaos.“

  • Nicht merken, sondern aufschreiben

    Meine beiden Notizbücher

    Eine der wichtigsten Veränderungen meiner Gewohnheiten war es, immer ein Notizbuch am Mann oder wenigstens griffbereit zu haben. Das Wort „immer“ ist in diesem Satz wirklich in seiner tiefsten Bedeutung zu verstehen. Mein Notizbuch liegt am Bett, wenn ich schlafen gehe, steckt in der Schule in der Innentasche meines Jackets, am Schreibtisch hat es seinen eigenen Platz und ich ärgere mich immer dann, wenn ich es unter bestimmten Umständen nicht bei mir haben kann, wie zum Beispiel unter der Dusche. Leider fallen mir dort die besten Ideen ein und diese sind wieder fort, wenn ich mit einem Handtuch bewaffnet vor dem Spiegel stehe und mir die Haare mache oder mich rasiere.

    In dieses Notizbuch wird alles notiert, was in irgendendeiner Art Bedeutung für mich hat: Termine, Adressen, Telefonnummern, Gedanken zu Unterricht, Aufgaben, Konferenztermine, Kochrezepte, Aphorismen, Methoden für Unterricht, etc. Dabei mache ich keinen Unterschied, ob es sich um Privates, Berufliches oder Geschäftliches handelt. Es wird einfach alles in diesem Büchlein aufgeschrieben.

    Das Notizbuch entspricht zirka der Größe DIN A6 und kann somit bequem mit sich geführt werden.

    Das größere Notizbuch

    Ich benutze ein weiteres Notizbuch, in das ich Aufzeichnungen von Konferenzen, Besprechungen, Telefonaten und von Unterricht fixiere. Auch Ideen zu Blogeinträgen oder Workshops schreibe ich in dieses größere Buch. Der Vorteil für dieses Buch liegt auf der Hand: Ich kann viel besser komplexe Texte hineinschreiben, Mind-Maps zeichnen oder Skizzen machen, als in das kleine Notizbuch.

    Auch dieses Buch kommt, sobald ich nach Hause komme in den Eingangskorb. Die neuen Einträge werden, falls ich es für notwendig erachte, in andere Systeme übertragen. Sprich: Sie werden in meinen Zettelkasten übertragen, anderweitig fixiert, am Computer ausformuliert und gebloggt oder einfach ohne weitere Verarbeitung im Notizbuch gelassen.

    Schon alleine durch die Tatsache, dass ich die meisten meiner Aufzeichnungen immer in meiner Tasche habe, da sie ja in meinem großen Notizbuch stehen, habe ich Sie immer griffbereit und kann Mitschriften von Konferenzen oder Telefonaten immer zu Rate ziehen.

  • Gelesen: Schlaglichter – Zwei Dutzend Kurzgeschichten

    Ich möchte hier sicherlich nicht auf jede einzelne Kurzgeschichte eingehen, die in der Sammlung vorkommt. Das Buch beinhaltet, wie der Titel schon sagt, 24 Geschichten. Diese sind den Überschriften „Alltägliche Abgründe“, „Vielleicht Liebe“, „Gesichter der Gewalt“ und „Schatten der Vergänglichkeit“ zugeteilt.

    Die Länge der Geschichten variieren, sind aber alle auch für Schülerinnen und Schülern zumeist in einem Lesefluss zu erfassen.

    Im Anhang wird die Theorie zur Kurzgeschichte zusammengefasst und der Lehrkraft Tipps zur Behandlung von Kurzgeschichten im Unterricht gegeben. Außerdem sind im Anhang Kurzgeschichten von Schülerinnen und Schülern abgedruckt. Auch diese können sich sehen lassen und machen den eigenen Schülerinnen und Schülern Mut, sich selbst an Kurzgeschichten zu trauen.

    Ein schönes Buch, das mit einigen guten, zeitgenössischen Geschichten nicht nur den Unterricht aufwerten kann, sondern auch private freie Momente mit kurzen gedanklichen Reisen verschönert.

    Subjektive Meinung: 2+

  • Kopieren und Kopien in der Schule

    Das Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland hat jetzt eine Seite ins Netz gestellt, aus der hervorgeht, in welchem Umfang Lehrer und Lehrerinnen aus Büchern kopieren dürfen.

    Ein Fallbeispiel

    Was mich an den Formulierungen wundert ist, dass man nichts digital kopieren oder speichern darf. Ist das nicht ein bisschen an der Realität vorbei? Mal eine ganz normale Vorbereitung für den Unterricht:

    Ich erstelle ein Arbeitsblatt mit einem Arbeitsauftrag. Auf diesem soll aber, zur besseren Darstellung des Sachverhaltes ((Stichwort: Lerntypen)), ein Bild oder eine Abbildung zu sehen sein. Diese habe ich in einem Lehrbuch aus den 70ern gefunden. Intelligenterweise würde man das Bild einscannen, vergrößern oder verkleinern ((Vielleicht noch den Kontrast für die anstehenden Kopien anpassen.)) und direkt in die Vorlage einfügen. Aber das darf ich ja nicht! Also lasse ich auf meinem Arbeitsbogen einen Platz frei, gehe mit dem besagten Lehrbuch morgens in den Kopierraum, versuche durch Vergrößerungen und Verkleinerungen die richtige Größe zu treffen, schneide das Bild aus, schreibe mit Hand die Quelle darunter und klebe es auf meine Arbeitsblattvorlage. Durch den Einzug kann ich diese ja nun auch nicht mehr laufen lassen und muss so bei allen Bögen die Klappe des Kopierers öffnen, um an meine Arbeitsblätter zu kommen.

    Willkommen im 22. Jahrhundert!

    Nur analoge Kopien

    Auf der Seite heißt es:

    Zulässig sind nur analoge Kopien. Die digitale Speicherung und ein digitales Verteilen von Kopien (z.B. per E-Mail) ist schon von Gesetzes wegen nicht gestattet und wird von der neuen vertraglichen Regelung ebenfalls nicht erfasst.

    Quelle: ebd.

    Leider schweigen sich die Macher über die Gesetze in denen diese Regelung stehen aus. Außerdem bin ich mir sicher, dass jeder moderne Kopierer eine digitale Kopie der Quelle anlegt, bevor sie auf Papier gedruckt wird. Im Klartext heißt das ja dann, dass ich GAR KEINE Kopien mehr machen darf. Das sieht nach einem handfesten Dilemma aus.

    Für wen gelten die 12 %?

    Lehrkräfte dürfen künftig kopieren:

    • bis zu 12 % eines jeden Werkes, jedoch maximal 20 Seiten. Das gilt wirklich für alle Werke, d.h. auch für Schulbücher, Arbeitshefte, Sach- und Musikbücher.

    Quelle: https://www.schulbuchkopie.de/neuenregeln.html – Abruf: 31.3.2010 – 10:00

    Es stellt sich die Frage, ob diese 12 %-Regel für die gesamte Schule, einen Standort der Schule oder eine Lehrkraft gilt. Denn ich habe doch keine Ahnung, was meine 250 Kolleginnen und Kollegen, verteilt über 7 Standorte täglich kopieren?! Muss da nun auch Buch geführt werden? Was sind die Strafen? Wer überprüft das Ganze?

    Andere Meinungen

    Der Lehrerfreund bringt es in einigen Sätzen auf den Punkt:

    1. Durch den Vertrag werden in erster Linie die Rechte der Schulbuchverlage gestärkt. (…)
    2. Die Vorstellungen sind in keiner Weise realistisch. (…)

    Quelle: https://www.lehrerfreund.de/in/schule/1s/lehrer-kopieren/ – Abruf: 31.3.2010 – 10:02

    Und:

    Gäbe es weniger schlechte Schulbücher, müssten Lehrer/innen weniger auf zusätzliche Materialien zugreifen.

    Quelle: ebd.

    Sinn der Bildung von Menschen

    Wenn wir den nachfolgenden Generationen eine gute (Aus-)Bildung mit auf den Weg in die Zukunft geben wollen, sollte wir uns nicht über solche Kleinigkeiten Gedanken machen, sondern ihnen mit allen möglichen Mitteln zu eben dieser (Aus-)Bildung verhelfen! Dazu müssten die rechtlichen Rahmenbedingungen aber an einigen Stellen angepasst werden, damit man als Lehrkraft nicht mit einem Fuß im Gefängnis steht.