Körperpflege in der Schule
Ginge es nach Detlef Schulz, Allergologe aus Darmstadt, dann dürften Schüler und Schülerinnen sich nur noch mit Nivea und Kernseife pflegen, da alles andere zu viele Allergene beinhaltet.
Wir forschen… egal nach was
Aber erstmal von vorne. Ein Professor (Günter Stein) und seine Studenten der Fachhochschule Wiesbaden wollten mal untersuchen, wie stark die Belastung von Benzol und anderen Schadstoffen aus dem Straßenverkehr in den Klassenzimmern der deutschen Schulen ist. Hätte er mich gefragt, dann hätte er nicht anfangen müssen zu forschen, denn die Schülerinnen (ja hauptsächlich die Frauen) sind solche i.d.R. solche Frostköttel, dass man selbst bei 25°C Außentemperatur wirkliche Überzeugungsarbeit leisten muss, bis man sie dazu bewegt hat, die Fenster zwecks Sauerstoffzufuhr zu öffnen. Somit kann gar kein Grenzwert von Giften aus dem Straßenverkehr erreicht werden… Wie sollten die denn in den Klassenraum gelangen? Und exakt (oder nahezu ähnlich) war dann auch das Ergebnis der Untersuchung.
Aber oh Schreck, oh Graus… Die Werte waren alle super. Keine Grenzwertüberschreitungen! Keine bösen Umweltgifte in der Luft der Klassenräume! Somit hatte man also nichts zum Forschen und vor allendingen nichts, was man veröffentlichen kann. Und nun?
Naja, ein Professor hat solche Rückschläge sicherlich schon ein paarmal hinter sich gebracht und auch seine Kollegen kennen den Druck bestimmt, mal wieder was veröffentlichen zu müssen. Aber man wäre ja nicht gut bezahlt, wenn man aus der vermeindlichen Sackgasse nicht wieder heraus käme.
„Riecht ihr das? Das ist doch Haarspray, oder? Und das in der 3. Klasse! Sowas hätte es früher nicht gegeben!“1 Und zack, hat man einen neuen Forschungsschwerpunkt und der musst auch dringend her, denn wie Stein selbst sagt:
Schade nur, dass sich die Studenten in das Seminar „Wie der böse Straßenverkehr nicht nur die Umwelt, sondern auch die Bildungselite zerstört“ eingewählt haben und nicht das Seminar „Puder, Cremes und Pasten – Allergien im Klassenzimmer“ besuchen wollten.
Der drohende Zeigefinger
Da man ja nicht mehr auf die bösen, bösen Autos schimpfen konnte, schimpft man nun auf die böse, ach so bösen Allergene in den Kosmetikartikeln. Nach Aussagen der Studie sind über zweidrittel aller Allergene, die in der Klassenluft gefunden wurden, auf Kosmetika zurückzuführen. Was sagt uns das jetzt? Warte mal… Ach ja: Nichts. Denn wie erklärt uns Herr Stein:
Jo, danke für nichts. Natürlich wird noch erwähnt, dass die Stoffe u. U. Allergien auslösen können und aus diesem Grund verbannt werden müssen. Und das finde ich auch richtig gut! Denn man kann doch schon im Vorfeld versuchen, den Kindern sämtliche Allergene vorzuenthalten. Wenn dann aber richtig: 300 Meter um Schulen herum dürfen keine Bäume mehr gepflanzt werden, Rasenflächen müssen betoniert werden, Kollegen die Haustiere haben, müssen vor Dienstbeginn durch eine Dekontaminationkammer (ebenso auch Schülerinnen und Schüler, die Haustiere haben oder in Konakt mit welchen gekommen sind), als Nahrung ist nur noch Astronautenkost aus der Tube erlaubt und am besten kommen alle nackt und kahlrasiert, damit nicht die Kleidung ungebetene Allergene einschleusen kann.
Damit aber dem Leser noch ein richtig guter Tipp mitgegeben werden kann, meldet sich noch ein Allergologe zu Wort:
Die Betroffenen merkten das etwa bei unverträglichem Haargel an einem Juckreiz und der Rötung der Kopfhaut, die sich schließlich schuppt. Dann, so empfiehlt er, solle man das Mittel wechseln oder darauf verzichten.
Danke! Vielen Dank! Sicherlich kann ein Bildungsnotstand in Deutschland festgestellt werden, aber das er soweit geht, dass sich pubertäre Gören das Gel weiter aufs Haupt schmieren, wenn obige Symptome vorhanden sind, halte ich für -mit Verlaub gesagt- dämlich. Denn wenn eines zählt, dann ist das das Aussehen und da kann man sich drauf verlassen, dass ein Gel direkt in die Tonne wandert, wenn dieses das Antlitz negativ beeinträchtigt.
Via: Kosmetika lösen Allergien aus
- Frei erfundenes Zitat, welches mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so niemals stattgefunden hat! [↩]
Darf Gesundheit wirklich zu einer Ware verkommen?! [trigami-Artikel]
Hinweis: Dies ist ein von trigami vermittelter bezahlter Eintrag. (Mehr Informationen)
So langsam aber sicher wundert mich gar nichts mehr. Nachdem man endlich das Gefühl hat, dass die Bevölkerung wieder von dem „Geiz-ist-geil-Trip“ heruntergekommen ist und wieder Wert auf Beratung und Qualität legt, startet ein Onlinedienst durch, der auf ganzer Linie mit der Gesundheit der Menschen Geld machen will.
Letzte Konsequenz
Seit 3 Jahren unterliegen bestimmte Arztneimittel keiner Preisbindung mehr und die Apotheken dürfen die Preise für ihre nichtverschreibungspflichtigen Medikamente selbst gestalten. Das nun eine Preissuchmaschine für Medikamente aus dem Boden des WWW erwächst, war sicherlich nur eine Frage der Zeit und überrascht mich nicht. Dennoch ist dieses eine Entwicklung die ich mit Vorsicht und großer Skepsis betrachte.
Kein Geld auf der Tasche
Natürlich ist es beim ersten Hinsehen ein Vorteil, wenn ich als Mitglied der Gesellschaft wenig Geld zur Verfügung habe, dass ich nun auch bei Medizin sparen kann. Und somit ist diese Idee von medpreis für viele eine Möglichkeit an Kopfschmerztabletten zu kommen ohne das Haus zu verlassen und dabei noch richtig Kohle zu sparen. Nur leider fällt die Beratung bei einem solchen Internetangebot völlig unter den Tisch.
- Was ist mit Wechselwirkungen zu anderen Medikamenten?
- Wieso kauft der Kunde alle 8 Tage eine neue Packung Ibuprofen? Sollte er nicht mal einen Arzt aufsuchen, wegen der chronischen Schmerzen?
- Ist die Kundin, die ASS bestellt vielleicht schwanger und sollte es gänzlich vermeiden dieses Medikament zu sich zu nehmen, um das Leben ihres ungeborenen Kindes nicht zu gefährden?
- Meint der Kunde wirklich ASS oder braucht er in Wirklichkeit ACC zum Lösen des Hustens?!
Es geht also gerade um Medikationen, die für uns Otto-Normal-Verbraucher harmlos erscheinen, die aber zu Problemen führen können, wenn keine kompetente Beratung vor Ort stattfindet.1
Da aber viele Anbieter den Versand erst dann Portofrei verschicken, wenn der Bestellwert 30, 40 oder 50 Euro übersteigt, ist das einzelne Medikament doch wieder nicht so günstig wie es auf den ersten Blick erscheint und es profitieren dann doch wieder die, die eigentlich nicht auf diese Pfennigfuchserei angewiesen wären.
Obligatorisches Web2.0 Outfit
Die Seite kommt (wie sollte es anders sein) im leckeren, hellen web2.0 Stil daher und suggeriert durch die abgebildete Ärztin2 Fachwissen und ein gut aufgehoben sein. Durch das apothekentypische rot wird der Bezug zur echten Apotheke hergestellt. Die Suche funktioniert intuitiv, hat eine Autovervollständigung und man kann seine Medikamente nach Namen oder Pharmazentralnummer suchen lassen.
Die Ware Gesundheit
Das nun die Gesundheit der Menschen zu einer Ware verkommt, manifestiert sich in den beschriebenen Onlineangeboten. Der Sozialstaat entzieht sich immer weiter seiner Verantwortung und lässt zu, dass Gesundheit nur noch eine Frage des Geldes sein wird. Dass bei dieser Art der Medikamentenbschaffung sicherlich vermehrt kontraproduktive Medikationen auftreten, ist zu erwarten. Aber nicht nur das Wohl der Einzelnen steht auf dem Spiel, sondern auch das der Gemeinschaft.
Preisvergleiche bei Medikamenten sind in meinen Augen grob fahrlässig, da bei den Discountpreisen und den Vertriebswegen die Qualität der echten Apotheke auf der Strecke bleibt und so mit der Gesundheit der Menschen gehandelt wird. Den schwarzen Peter hat in diesem Punkt aber ganz deutlich die Politik und deren Gesundheits“reform„. Dass jemand nun Geld mit dieser unethischen Reform macht ist sicherlich auch nicht zu unkritisch zu betrachten, aber als findiger Geschäftsmann geht es einem ja schließlich in erster Linie ums Bare und nicht um das Wohlergehen der Mitmenschen.