Gelesen: Der Narr von Eutin – Jürgen Vogler
Dick.
Viel zu Dick.
Und dann ein historischer Roman.
Das sind die Gründe, warum ich mir dieses Buch niemals selbst gekauft hätte. Schade – denn mir wäre eine kurzweilige Geschichte entgangen, die hier in der Gegend spielt und mit den Spielstätten sofort Assoziationen bei mir weckte. Da ich das Buch aber geschenkt bekommen haben, habe ich mich aus Respekt den Schenkenden gegenüber an das „Teufelswerk“ heran getraut. Auch die Begründung der Schenkenden, dass der Titel gut zu meinem im Netz genutzten Avatar passe und unter Umständen in Teilen auch zu meiner Person, weckte Interesse, die es zu stillen galt.
Die Geschichte spielt im 17. Jahrhundert von einem jungem Mann. Martin Seedorf ist Sohn eines Apothekers und hat hin und wieder mal Visionen von Dingen, die in der Zukunft passieren werden. Wer nun einen Roman erwartet, der ins Esoterische abdriftet und sich nur noch mit Hexen, Zauberern, Elfen und Feen beschäftigt, wird enttäuscht – und das ist auch gut so. Ich weiß nicht, ob ich dann tatsächlich weiter gelesen hätte.
Das Buch erzählt eine schöne Geschichte, mit vielen kleinen Details, die sprachlich so verblümt und direkt gleichermaßen sind, dass es einen in den Bann zieht, weiterzulesen. Martin Seedorf hat nicht nur die Gabe hin und wieder die Zukunft zu sehen, sondern ist schnell denkender, sprachlich gewandter und forscher Mann, der es schafft in der Hierarchie des Hofes aufzusteigen und sich einen Namen zu machen. Auch wenn diese Karriere nicht geplant war, erfüllt Martin die Rollen in die er schlüpfen muss hervorragend, ohne sein Wesen zu verändern.
Auch wenn ich bei den ersten Zeilen das Gefühl hatte, der Schreibstil sei ein wenige aufgesetzt, hat mich dieses Gefühl recht schnell verlassen. Ich nehme an, dass es daran lag, dass ich noch nie einen historischen Roman gelesen habe und irgendwie (bitte nicht genauer nachfragen) etwas anderes erwartet habe. Die Geschichte hält alles bereit, was man nur erwarten kann, Keilereien, Übersinnliches, Verschwörungen, Kriminalistik, Komik, etc. Außerdem lagen einige Entwicklungen des Romans auf der Hand und waren nicht weiter überraschend, wie zum Beispiel, dass in einem solchen Buch eine „verbotene Liebe“ nicht fehlen darf, die dem Protagonisten das Leben schwierig macht und ungesetzliche Entscheidungen getroffen werden müssen.
Alles in allem ein gelungenes Geschenk, das mir einige kurzweilige Zeit bescherte, mich in das 17. Jahrhundert katapultierte und mich am Leben der damaligen Bevölkerung hat teilhaben lassen. Fazit: Gute Unterhaltungsliteratur!
Subjektive Note: 2+