Schlagwort: 2. Weltkrieg

  • Fantasie und Wirklichkeit – So nahe wie nie

    Aus Gründen der allgemeinen problematischen politischen Weltsituation, habe ich mich entschlossen, mir mal ein Buch zu Gemüte zu führen, was längst überfällig war:

    • 1984 von George Orwell

    Bei Thalia gibt es das Hörbuch für 0,49 € zum MP3-Download, sodass man die Daten auch echt auf der Festplatte hat und nicht nur virtuell als potenziellen Stream.

    Das Buch wurde in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts geschrieben und ist eine Dystopie. Leider gibt es relative viele Parallelen in Bezug auf die politischen Entwicklungen, die gerade vorherrschen und entstehen.

    Ich weiß nicht, ob ihr es kennt, dieses Kneifen im Bauch, wenn der orange Präsident wieder einen heraushaut. Man sich denkt: Das kann doch nicht wahr sein.

    Im Moment hat man jeden Tag ein solches Grummeln im Bauch. Dieses Grummeln stellte sich auch hier und da während des Hörens ein. Ein beklemmendes Gefühl, weil die Menschlichkeit und das Mensch-Sein unterdrückt wird, Kriege das Leben der Menschen bestimmen und gleichzeitig ein absolutes Nichtvertrauen gegen die Regierung herrscht. Zu viele Parallelen zum realen Leben tun sich auf.

    Europa befindet sich in der Aufrüstung und kaum einer stellt sich gegen den Wahnsinn und beginnt Gespräche zu führen – außer: Der orange Präsident. Man gibt einem Vorschüler ein Zippo in die Hand und sagt, geh ruhig in das Benzinlager, da ist es zwar dunkel und einige Fässer sind undicht, aber Du hast ja ein Feuerzeug, wir warten hier draußen – Wir haben hier den Feuerlöscher den es letzte Woche im Aldi gab …

    Ich für meinen Teil fühle mich machtlos. Demos, Blogs, Social-Media, nichts hat einen echten Einfluss auf die Politik. Selbst bei DEM demokratischen Werkzeug schlechthin, der Wahl, ist die Verteilung der Meinungen so stark im rechten Bereich, dass man sich als Einzelner nutzlos vorkommt.

    Und Du so?

  • Gelesen: Am Beispiel meines Bruders – Uwe Timm

    [aartikel]3423133163:left[/aartikel] Ich weiß gar nicht mehr, woher ich den Tipp bekommen habe, mal dieses Buch zu lesen. Wenn der- oder diejenige das hier nun lesen sollte, dann sage ich danke.

    Uwe Timm schreibt in diesem Buch über die Zeiten vor, während und nach dem 2. Weltkrieg. Am Beispiel seines Bruders zeigt er auf, wie der Ottonormalverbraucher in die Strukturen der Nazis gelangen konnte und auch nach deren Vorgaben gehandelt hat. Mit dem Schreiben des Buches hat er erst begonnen, als seine Eltern und auch seine Schwester gestorben waren. So konnte er ohne Rücksicht darauf, dass er Gefühle verletzen würde, schreiben und sich Fragen stellen.

    Das Buch ist kein Roman – es ist eher eine Erzählung, die auf Briefen und einem Tagebuch Timms Bruder aufbaut. Diese werden auch immer wieder zitiert. Der Leser kann so die Gedanken Timms nachvollziehen und sich selbst mit der Thematik auseinandersetzen. Timm versucht in dem Buch Hinweise zu finden, wie der Bruder zu den Machenschaften der Nazis gestanden hat. Findet aber nur wenige, die ihn befriedigen. Am meisten beeindruckt ihn der letzte Satz der Aufzeichnungen Timms Bruder.

    Timms macht zu keinem Zeitpunkt seinem Bruder Vorwürfe oder stellt ihn als dummen Handlanger hin. Ganz im Gegenteil, er versucht ihn zu verstehen.

    Das Buch liest sich einfach und zieht einen in seinen Bann, so dass es in ziemlich einem Rutsch gelesen werden kann. Auch wenn Timms hin und wieder mit seinen Gedanken springt, kann man ihm gut folgen und man erfährt nicht nur etwas über die damalige Zeit, sondern auch über die Gedanken eines Menschen, dessen Bruder sich freiwillig als Soldat in der Waffen-SS gemeldet hat und dann im Krieg gefallen ist.

    Subjektive Note: 2+

  • Gelesen: April in Paris – Michael Wallner

    Wie man hier lesen konnte, verbrachte ich meine Hochzeitsreise in Paris. Einem Tipp eines schon weit gereisten Kollegen folgend, habe ich mir ein Buch besorgt, welches in Paris, also dem Ziel der Reise, spielt.

    Die Geschichte findet während des zweiten Weltkrieges statt. Ein deutscher Soldat, der des Französischen fließend mächtig ist, wird als Übersetzter bei Verhören eingesetzt. Die Methoden, mit denen die Totenköpfe, sprich: die Soldaten der SS, an Geständnisse kommen, werden gut und erschreckend detailreich beschrieben. Der Ekel des Protagonisten, der ihn währenddessen überkommt, lässt den Leser schaudern. Das Wort Verhör im kriegerischen Kontext gewinnt eine neue, erschreckende Qualität.

    Verbotener Weise legt der Dolmetscher nachts zivile Kleidung an und flaniert, quasi als Franzose, durch die Straßen Paris‘. Sein akzentfreies Französisch lässt seine zweite Identität bei den Einheimischen nicht auffliegen. Wie sollte es anders sein – er verliebt sich in eine Französin und seine Tarnung fliegt auf. Letztendlich sitzt er wieder im Verhörraum – aber auf der anderen Seite. Es scheint ein Fluch und ein Segen zu sein, dass er weiß, was ihn erwartet. Weitere Informationen oder gar das Ende werde ich nicht verraten, dann das Buch muss selbst gelesen werden.

    Nicht nur Gepflogenheiten der Pariser und militärische Verhaltensweisen während des zweiten Weltkrieges werden vermittelt, sondern auch die gespaltene Gefühlswelt des Protagonisten. Das Buch liest sich sehr spannend, auch wenn es einige französische Passagen enthält, die ich, auf Grund mangelnder Kenntnisse, nicht oder nur kaum verstand. Das hat aber meinem Verständnis  für die gesamte Geschichte nicht geschadet.

    Einige Straßennamen und Beschreibungen der Stadt kamen mir bekannt vor und so erlebte ich Paris von zwei Seiten und in zwei Zeiten.