Monat: März 2016

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Wie trenne ich im Unterricht Lern- und Prüfungszeit?

Wie kommt man zu echten objektiven Noten?

Gar nicht! „Noten sind immer subjektiv“, so hat es ein Professor von mir kund getan! Es kann schon sein, dass man als Lehrperson genau weiß, wann die Schülerinnen und Schüler bewertet werden und wann sie lernen und Fehler machen dürfen. Viel wichtiger ist es, den Lernenden aufzuzeigen, in welcher Phase des Unterrichts sie sich gerade befinden.

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Gelesen: Wie ich die Dinge geregelt kriege – David Allen

Ich habe in der Zeit im Studium und im Referendariat viel über ihn gelesen, aber nie ihn selbst. Nun habe ich es gewagt und bin begeistert!

Speichere alles außerhalb deines Kopfes in einem für dich logischen System

DAVIDALLENDavid Allen stellt sein System „Getting Things Done“ – kurz GTD – in dieser Bibel für Selbstmanagement vor. Auch wenn das Buch von einigen wegen der schlechten Übersetzung gerügt wurde, wurde das System von mir verstanden und diese Problematik kam bei mir nicht zum Vorschein. Nun muss ich auch gestehen, das Original nicht zu kennen. Beim Lesen des Buches bekommt man regelrecht Lust, Dinge zu tun, auszuprobieren und zu erledigen.

Ein bedeutsamer Punkt, auf dem das Ganze System aufbaut ist der, dass das Gehirn nicht dazu gemacht ist Aufgaben zu behalten und sich an diese zu erinnern, sondern Aufgaben lösen kann und will. Somit ist ein Ansatz, alles was David Allen als „loses Ende“ bezeichnet, in logisches System zu bringen. Dieses System wird dann systematisch durchgearbeitet.

Wichtiger als der echte Punkt des Erledigens ist das Gefühl der Befreiung, wenn man weiß, dass alle Dinge, die noch auf einen warten, in einem System gespeichert sind, auf das man regelmäßig zurückgreift und auf das man sich verlassen kann.

Den weißen Hasen zum Teufel jagen…

Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Menschen mit dem Vorgehen Probleme haben, da es ein recht starres Kleid scheint, in dass man sich zwingen soll. Dennoch sind die Methoden und die Instrumente, die man nutzt, um GTD durchzuführen nicht vorgegeben. Ob man mit Papier oder digital, am Rechner oder an Tablet, mit dem Notizbuch oder Karten arbeitet, bleibt jedem überlassen. David Allen gibt Tipps und Hinweise und ist nur in der Struktur dogmatisch.

Außerdem ist es sicherlich für viele ein echtes Problem, wenn sie schon unter Zeitnot, Unorganisation oder schlechtem Selbstmanagement leiden, auch noch ein solches Mega-System wie das von Allen anzunehmen und durchzusetzen. Es ist aber ein System, in das ich Zeit nicht verschenke, sondern investiere, um nachher besser und ausgeruhter damit zu arbeiten.

Die losen Enden der Lehrperson

In unserem Beruf gibt einen Haufen dieser losen Enden: Eltern- oder Ausbildergespräche, verschiedene Standorte, an denen man eingesetzt ist, Bücher und Material, das man einem Kollegen mitbringen möchte, Zurufe im Lehrerzimmer, die verbindlich sein sollen und so weiter. Ich habe mir vor einiger Zeit schon mal Gedanken zum Selbstmanagement als Lehrer gemacht und einige Texte dazu verfasst. Auch wenn ich einige der Werkzeuge nicht mehr nutze, sondern auf andere Software umgestiegen bin, bin ich mir sicher, dass das eine oder andere Schätzchen bei den Texten für den gestressten Kollegen oder die gestresste Kollegin dabei ist.

  • Wie organisierst Du Dich als Lehrperson?
  • Arbeitest Du nach einem System oder aus dem Bauch heraus?

Subjektive Note: 1

Warum die Trennung von Lernen und Prüfen im Unterricht?

Meine Schülerinnen und Schüler werden immer bewertet – irgendwie muss die mündliche Mitarbeit ja bewertet werden und ich kann schon entscheiden, ob auch eine ‚dumme Frage‘ als gute Antwort zählt.

In den meisten Bereichen, in denen Menschen Dinge leisten und einer Art Prüfung unterzogen werden, wird zwischen dem Lernen oder Üben und dem Leisten oder Performen getrennt:

  • Im Theater sind es die Proben in denen gelernt wird und die Aufführungen in denen geleistet wird.
  • Beim Machen des Führerscheins darf ich solange lernen, bis der Prüfer hinten auf der Rückbank sitzt.
  • Beim Fußball laufe ich beim Training auf dem Feld um orangene Hütchen herum. Wenn es dann um den Pokal geht, sind diese nicht mehr da, sondern wurden durch menschliche Mitspieler ersetzt.

Wenn man die Situationen charakterisiert, dann ist ganz deutlich zu sehen, dass in der Zeit in der gelernt wird, immer Fehler erlaubt sind und – wenn man einen guten Coach, Trainer oder Regisseur hat – auch wertvoll sind, um sich selbst weiterzuentwickeln. Man kann durch Fehler neue Einsichten von sich gewinnen, neue Methoden kennenlernen oder aber endlich eine Regel verstehen.

In den Prüfungssituationen ist das nicht der Fall. Dort sind Fehler in der Regel nicht erwünscht. Ein vergessener Text, eine rote Ampel, die übersehen wurde oder das Stolpern über die eigenen Beine kann schwerwiegende Konsequenzen haben.

Lernen scheint in unserem Leben also so gestaltet zu sein, dass wir wissen, wann wir etwas lernen und wann wir eine Leistung erbringen müssen. Und es scheint auch so genau richtig zu sein, denn das unter Stress Erlernte ist in der Regel nicht kreativ nutzbar, sondern bleibt – wenn überhaupt – nur abrufbares, aber nicht anwendbares Wissen.

Die Profis…

Einzig in den Institutionen, in denen das Lernen Programm ist, in denen alle Menschen in Deutschland gebildet werden sollen, ist diese Trennung (noch) nicht flächendeckend zu finden: In den Schulen.

Der traditionelle Unterricht sieht doch so aus: Es gibt viele Prüfungszeiten, die nicht als solche gekennzeichnet sind und wenig reine Lernzeiten. Schülerinnen und Schüler sind somit nur selten in der Lage zu erklären, ob Sie gerade bewertet werden oder nicht. Trauen sich also unter Umständen nicht, einige Fragen zu stellen oder zuzugeben, dass sie es noch immer nicht verstanden haben. Performance und Leistung ist das was zählt.

Eine klare Trennung von Lernzeit und Prüfungszeit, würde nicht nur den Schülerinnen und Schülern helfen, sondern auch der Lehrperson ein echtes Maß an Sicherheit an die Hand geben, möglichst neutral zu bewerten und nicht – im schlimmsten Fall – am Ende des Halbjahres den Würfel herauszuholen. Die Noten wären eine 100 %ige Sache und Diskussionen über Noten am Halbjahresende oder Jahresende gehörten (fast) der Vergangenheit an, da von Beginn an klar ist:

Was – wird wann – nach welchen Kriterien – bewertet.

Natürlich ist dieses Konzept schwerlich umsetzbar, wenn tradierter Unterricht mit einem fragend-entwickelten Unterricht angeboten wird. Hier gibt es eben viel zu wenige Möglichkeiten, die Schülerinnen und Schüler wirklichen lernen, also auch denken zu lassen. Der Unterricht muss dann selbstverständlich mit dem Fokus auf die Lernenden und nicht auf den Lehrenden vorbereitet werden.

  • Wie sieht es bei Dir im Unterricht oder in der Schule aus?
  • Wird zwischen Lernen und Prüfung durchgängig unterschieden?

Trenne doch in einer der nächsten Unterrichtseinheit, die Du planst, Lern- und Prüfungszeit, teile das den Schülerinnen und Schüler mit und lasse mich an Deinen Erfahrungen teilhaben.