Klassengruppen bei Facebook

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Seit einiger Zeit habe ich für die Klassen, die ich unterrichte, bei facebook Gruppen eingerichtet, in denen sich die Schülerinnen und Schüler austauschen können, wenn Sie wollen. Und Sie wollen… teilweise…

Zu erst: Die Gruppen sind natürlich KEINE Pflicht für die Schülerinnen und Schüler. Ich habe ganz klar kommuniziert, dass ich über facebook keine Informationen kommunizieren werde, die für den Unterricht oder das Geschehen in der Schule von Wichtigkeit wären. Das Ganze solle nur eine Möglichkeit sein, außerhalb des Unterrichts zu kommunizieren.

Meine Erfahrung

Eine grundsätzliche Aussage kann man nicht treffen. Die einen Klassen sind hoch motiviert und kommunizieren ausgiebig auf der Plattform, andere Klassen sind eher nicht an einem Austausch interessiert. In einer Gruppe gibt es Freiwillige, die die Klassenarbeiten als Termine eintragen und sich gegenseitig bei Hausaufgaben helfen. In einer anderen Gruppe gibt es nur sporadische Kommentare.

Auch ich poste in den Gruppen hin und wieder Links, die für die Schülerinnen und Schüler von Interesse sein können. Wie zum Beispiel Links zu Videos von Slam-Texten, die mir persönlich gefallen haben.

Moodle und Co.

Man kann natürlich die Frage stellen, warum man nicht moodle oder eine andere eigens dafür eingerichtet Plattform nutzt. Jetzt aber mal ehrlich: Soll man die Schülerinnen und Schüler nicht dort abholen, wo sie im Moment stehen? Dadurch, dass ich den Schülerinnen und Schülern dort die Möglichkeit biete sich einzubringen, wo sie sich so oder so herumtreiben, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass sie es tun. Ein Versuch mit moodle zeigte mir, dass die Beteiligung der Schülerinnen und Schüler gegen Null läuft. Es ist eben ein System der Schule und das ist uncool. Wenn die Lehrer aber so cool sind, dass sie sich da rumtreiben, wo die Schülerinnen und Schüler es auch tun, dann ist das mal supercool.

Man muss auch mal abgeben können

Da ich eine Klasse zum neuen Schuljahr nicht mehr unterrichten werde, sehe ich es auch nicht ein, noch in der Gruppe zu verweilen. Ich habe die Klasse gefragt, wer die Administration übernehmen soll, diese haben gewählt und ich habe die Administration abgegeben und mich aus der Gruppe werfen lassen. Ob diese Gruppe nun nach den Ferien weiterhin bestand haben wird und ob dort weitere Diskussionen stattfinden, dass werde ich wohl nicht erfahren. Vielleicht geht da aber auch nun erst recht die Luzi ab, da ich als Lehrkraft dort nicht mehr verweile.

Fazit

Sollte man nun Gruppen für Schülerinnen und Schüler einrichten oder nicht? Animiert man Schülerinnen und Schüler sich bei facebook anzumelden, um mit dem Lehrer in Kontakt zu sein und unter Umständen keine Informationen zu verpassen?

Ich kenne keine genauen Zahlen, aber ich denke, dass mindestens 80-95 Prozent der Schülerinnen und Schüler bereits bei facebook registriert ist. Durch eine Gruppe dort können Klassengemeinschaften zusammenwachsen und Unklarheiten aus dem Unterricht beseitigt werden. Die Schülerinnen und Schüler können sich in einem Raum über die Schule, fachliche und auch private Dinge unterhalten. Für mich gibt es weiterhin ein JA für die Klassengruppen auf facebook.

Was haltet ihr davon vorhandene Strukturen im Internet für Unterricht zu nutzen?

3 thoughts on “Klassengruppen bei Facebook

  1. Hallo,
    ich denke, wenn man so etwas anregt und Schüler/-innen „mitnimmt“ als Lehrer oder Erzieher, übernimmt man auch eine Verantwortung. Was und wie kommunizieren die Schüler dort? Man sollte selbt ständig einen Blick drauf haben. Es ist ja keine Privatveranstaltung, nur weil es freiwillig ist. Auch fehlen mir hier noch etwas die Ziele – was soll erreicht werden?
    Klar, Lernplattformen sind eher „uncool“ („facebook für Arme“ hat mal einer gesagt). Aber müssen sich die Schüler von heute nicht vielleicht daran gewöhnen, dass man „Arbeit“ und Freizeit auch auseinanderhält? Was ich in Moodle austausche und in facebook und Co. sind doch grundverschiedene Sachen. Schon allein, weil – normalerweise – der Lehrer nur in Moodle, nicht aber in fb draufschaut.

  2. Moinsen.

    Danke für Deinen Kommentar. Natürlich habe ich immer einen Blick auf die Schülerinnen und Schüler gehabt, solange ich Mitglied/ Admin in einer Gruppe war. Aber ich musste noch in keinem Fall irgendwie einschreiten oder jemanden zurecht weisen. Die Schülerinnen und Schüler gehen untereinander respektvoll um und wissen sich zu benehmen.

    Diese Gruppen sehe ich ausdrücklich als Privatveranstaltung! Wie beschrieben habe ich dort nichts gepostet, was den Mitgliedern der Gruppe Vorteile im Unterricht oder in Klassenarbeiten verschafft. Ganz allgemein habe ich mich mit dem Schreiben zurückgehalten, da ja alles schon im Unterricht gesagt oder erarbeitet wurde. 😉 Genutzt wurde das Ganze eher als Klassenaustauschplattform „Was hatten wir bei XYZ auf“, „Wann schreiben wie Ernährung?“ „Kommt auch XYZ dran?!“ „Heute abend ins XZY?“

    Ziele gab es keine. Auch wenn das reichlich unpädagogisch klingt, ist es so. Die Idee ist aus einer Laune heraus in einer Klasse entstanden und wurde noch nachmittags umgesetzt. Das war’s. Im Nachhinein sind natürlich Ziele erkennbar: Schülerinnen und Schüler erkennen ein Instrument aus dem privaten Umfeld von einer neuen Seite kennen und nutzen diese. Schülerinnen und Schüler strukturieren sich eigenständig, indem sie Termine für die Gemeinschaft einstellen. Schülerinnen und Schüler können bei Nachfragen viele Schülerinnen und Schüler der Klasse auf einmal ansprechen und müssen nicht jeden einzeln anchatten oder anrufen. Und das alles nur, weil ich die Gruppe eingerichtet habe, also der Initiator war.

    Ob die Lernplattformen nun cool oder warm sind, dass liegt dann ja doch im Auge des Betrachters. Ich finde nur, dass die Plattformen, die ich kennengelernt habe, richtig ungünstig zu bedienen sind und mir das Arbeiten damit null Freude gemacht hat (http://www.claroline.net/ war hier fast eine Ausnahme).

    Das Jugendliche sich an die Trennung von Privat und Arbeit gewöhnen müssen, ist nicht erst seit heute so. Das ist ab dem Zeitpunkt in der Geschichte, seit dem Privat und Arbeit getrennt wird. Aber wie oben schon genannt, war oder sind die Gruppen bei facebook reines Privatvergnügen. Somit braucht eine Trennung nicht stattfinden.

  3. Hallo Kollege,

    sehr schöner Erfahrungsbericht bzw. Artikel. Ich habe auch FB-Gruppen für den Unterricht initiiert, siehe mein Artikel unter http://widerspiegel.wordpress.com/2011/05/08/facebook-gruppen-fur-den-unterricht-opco11/ .

    Erstaunlicherweise unterscheidet sich, gemäß deinen Äußerungen, unsere jeweilige Vorgehensweise nicht im geringsten. Ganz besonders bei deiner Kommentarantwort herauszulesen. Ist schon erstaunlich 🙂

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