Die Macintosh-Verschwörung

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In einigen Fußnoten dieses Blogs habe ich meine Theorie schon angedeutet und jetzt ist es an der Zeit, die Öffentlichkeit darüber zu informieren.

Meine Beobachtungen

Wer heute am öffentlichen Leben teilnimmt, stellt fest, dass Mobiltelefone, tragbare Medienabspielgeräte und mobile Computer aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Fast jeder besitzt ein Mobiltelefon. Es wird in den meisten Fällen aber nicht als solches bezeichnet. Im Deutschen hat sich der Begriff Handy für das tragbare, fast überall einsetzbare Telefon etabliert.1 Das tragbare Medienabspielgerät ist nicht mehr der Walkman, wie vor ca. einem Jahrzehnt, sondern der MP3-Player. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Gerät auch oggs, wmvs oder andere Formate abspielen kann. Der kleine mobile Computer wird zu einem Laptop, Notebook oder – wenn es noch kleiner ist – zu einem Netbook2 .

Ausnahmen bestätigen die Regel

Es gibt  immer mehr Benutzer solchen Schnickschnacks, die nicht die genannten Begriffe nutzen! Sie  benutzen immer die Produktbezeichnung, wenn sie von ihrem Gerät sprechen. Sprich: Sie sagen nicht „Gib mir mal mein Handy.“, sondern „Gib mir mal mein iPhone„. Diese Personen kaufen sich auch keinen Laptop, sondern ein MacBook. Wenn sie einen neuen Desktop PC kaufen, dann gibt es einen iMac.

Aber Achtung: Die Begriffe sind nicht als allgemeingültiger Gattungsname zu verstehen, wie zum Beispiel Tempo für Papiertaschentücher oder tesa für Klebestreifen. Es sind einzig Begriffe für die Produkte einer Firma – der Firma Apple.

Nun stellt sich die Frage, warum die Benutzer dieser Produkte ihren Sprachgebrauch so ändern, dass sie alltägliche Geräte nur noch mit dem Produktnamen bezeichnen.

Die geheimen Verträge

Meine Theorie ist, dass man beim Kauf eines Gerätes der Firma Apple einen Vertrag unterzeichnet, über den man nicht sprechen darf. In diesem Vertrag wird man verpflichtet, nur noch den Produktnamen zu nennen, wenn man über das neu erworbene Gerät spricht. In unserer Gesellschaft sind ähnliche Verträge und Abkommen ja nicht unüblich. Gerade die Modeindustrie produziert für horrende Verkaufspreise Kleidung, auf denen in großen Lettern der Firmenname gestickt oder gedruckt ist. Man bezahlt also einen hohen Preis dafür, dass man für die Firma Werbung macht.  Man verpflichtet sich für das Unternehmen ständig zu werben, obwohl man dafür bezahlt hat. Ein weiteres Beispiel sind KFZ-Vertragswerkstätten, die gerne mal die Fahrzeuge mit Aufklebern der Werkstatt verzieren oder den Nummernschildhalter austauschen.

Aber in den geschilderten Fällen muss man seine Gewohnheiten nicht aufgeben, wie es beim Kauf eines Apple-Produktes der Fall ist. Die Menschen, die sich also ein Gerät von Apple zulegen, sind wahrscheinlich Gefangene dieses Knebelvertrages. Da die meisten Geräte von Apple über ein eingebautes Mikrofon verfügen, ist die Kontrolle für Apple ein Leichtes. Restriktionen können dann beim Einspielen von Updates schnell vollzogen werden.

Solidarität

Diese Verträge sind in meinen Augen unmenschlich. Aus Solidarität zu den armen, an Verträgen gebundenen Benutzern bin ich dazu übergegangen, die meisten meiner Gebrauchsgegenstände auch beim Produktnamen zu nennen. Ich suche somit nicht mein Notitzbuch mit Stift, sondern mein Moleskine mit dem Pilot G2. Auch meine Laptops sind mein Thinkpad und mein Ideapad. Wenn ich frage wo das Auto geparkt ist, frage ich nach dem BMW oder dem 535.

Ich fordere alle auf, auf den Missstand beim Verkauf von Apple-Produkten aufmerksam zu machen und ebenso alle Gebrauchsgegenstände beim Produktnamen zu nennen und auf Nachfrage zu erklären, warum man dieses tut. Nur wenn wir gemeinsam gegen diese Verträge kämpfen, können die Benutzer der Apple Produkte auch wieder einen normalen, deutschen Sprachgebrauch annehmen.

Wahrscheinlichkeit

Die Theorie der geheimen Verträge scheint für den einen oder die andere an den Haaren herbeigezogen, aber es gibt sonst keine logische Begründung, warum erwachsene Menschen ihr Verhalten sonst so dermaßen ändern würden. In der von Wirtschaft geprägten Welt, in der wir leben, kann ein solches Vorgehen nicht ausgeschlossen werden.

Die Entmündigung, die wir vom Staat befürchten, vollziehen wir schon in großen Teilen ganz alleine durch die Entwicklung unserer Wirtschaft. Also: Seid solidarisch mit den Tölpeln, die sich in den Fängen eines Großkonzerns befinden und nennt auch ihr Eure Dinge beim Namen!

  1. Zu der Unsinnigkeit dieses Begriffes, empfehle ich folgendes, englisches Video: https://www.youtube.com/watch?v=px7Q5rGbmTg []
  2. Obwohl Netbook ein eingetragenes Warenzeichen ist und nicht alle kleinen Computer Netbooks sind. []

4 thoughts on “Die Macintosh-Verschwörung

  1. Genauso gut könnte man auch sagen, dass Apple Produkte hypnotische Strahlen aussenden, die ihre Besitzer dazu bringen nur noch den Markennamen auszusprechen… 😉

  2. Ha – soweit habe ich noch nicht gedacht! Glaube aber, dass das nicht der Fall ist. Es müsste dann eine Technologie geben, die nur den Eigentümer hypnotisiert und nicht die Umhersitzenden. Ich bin gerade dabei einen Benutzer zu organisieren, der mir anonym ein Interview gibt, um meine Theorie zu bestätigen. Ich werde Deine Theorie auch untersuchen, indem ich im sein Telefon wegnehme und dann darauf achte, welches Vokabular er dann nutzt.

  3. Also ich bin ja auch einer von diesen Apple-Opfern und kann sagen, dass ich mich nicht an die Schließung eines solchen Vertages erinnern kann. Es ist allerdings gut möglich, dass Apple jeden Käufer einer Gehirnwäsche unterzieht, sodass man sich hinterher nicht mehr dran erinnern kann. Aber grundsätzlich hast du schon recht, ich nenne mein Notebook auch MacBook und meinen Desktop iMac. Ich bilde mir aber ein, das zu tun, weil diese Geräte sich einfach anders anfühlen und verhalten, als normale Computer/ Telefone (im Falle des iPhones). Mein Telefon hingegen nenne ich Telefon und nicht SonyEricsson XKI483498536IXTL (oder so). Der Begriff »Handy« fällt bei mir nur im Satz »Mein Handy ist scheiße!«, den ich nur mindestens einmal pro Blick auf letzteres erwähne.
    Dass man (selbst als Besitzer eines nicht-iPod-MP3-Players) den Begriff ›iPod‹ benutzt ist ja klar, weil es einfach viel kürzer und cooler ist, als MP3-Player, zumal diese Bezeichnung bei den meisten sowieso falsch ist, da viele auch wma, aiff, wav und ähnliches Zeug spielen, wie du schon geschrieben hast.
    Also was ich sagen will: im Prinzip find ichs ja gut, wenn alle ihre Produkte mit dem Namen ansprechen, ich sag ja auch nicht »Mensch!« sondern den Namen des jeweiligen und für MacUser ist das besonders gut, weil die sich dann noch gleich elitär fühlen können, indem sie mit ihren—teuren—Produkten angeben können.

  4. dass ihr lehrer aber auch immer so pauschal sein müsst! ich nenne einen rechner einen rechner, und ein telefon ein telefon. mac und macbook nenne ich oft so, da ich sie ja irgendwie von den pcs und pc-notebooks unterscheiden möchte.

    ich glaube, vieles von der begeisterung einiger apple-user kommt daher, dass die produkte sehr spät in serie gehen und die human interface guidelines fast von allen durchgehalten werden. und schlau sind.

    .~. (linux fanboi)

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