Digistraction – Man muss es auch organisieren (können).

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Wenn man sich der Digistraction (Erklärung und Definition gibt es auf digistraction.de) aktiv hingibt, sollte man sich bewusst darüber sein, dass man die Masse an Informationen der man ausgesetzt ist, auch irgendwie bewältigen können muß. In diesem Fall ist das Augenmerk der Digistraction hauptsächlich auf das sogenannte „social network“ gerichtet, welches auch häufig unter dem Stichwort Web2.0 zusammen gefasst wird.

Marcel Weiß von neunetz.com beschreibt in aller Ausführlichkeit, wie er in der Lage ist, über 300 Feeds (genauer: blog-lines) am Tag zu lesen, bzw. zu verwalten. Die digitale Ablenkung, wird hier also von dem automatisierten Status dem man sich nicht aktiv hingibt, sondern eher verfällt, zu einem gewollten, herausgeforderten Versinken in die Informationsflut die einem das Internet bietet.

Durch die scheinbare Organisation des Chaos‘, erhält das sinnlose surfen im Netz eine Aufgabe, die es zu bewältigen gilt. Der Versuch einer objektiven Betrachtung zeigt, dass diese Aufgabe nicht lösbar zu sein scheint, da täglich stündlich minütlich ständig mehr Informationen dazu kommen, die es zu sortieren gilt. Somit ist eine (Lebens-)Aufgabe geschaffen, die einem die Rechtfertigung gibt, die meiste Zeit vor dem Rechner zu verbringen. Digistraction als Berufung.

Das Durchstreifen der diversen Blogs, das Spurenhinterlassen (Wie es der bei phpaws.net beschriebene Service BlogLog bietet.)*, wird durch das organisieren der Feeds zu einer Lebensaufgabe, zu einem „Sehen-und-gesehen-werden„, wie es die Flaneure tätigten. Eine Unsinnige Tätigkeit, die keinen echten Zweck verfolgt, wird so mit sich selbst begründet und zu einer Tätigkeit, die nicht mehr hinterfragt werden muss, sondern eine Berechtigung in der Gesellschaft erhalten hat. Das Zeittotschlagen am Computer ist Salonfähig und erhält den Einzug in die Wohn- und Kinderzimmer.

Natürlich darf man nicht vergessen, dass dieses Umherschweifen im Netz und seine Produkte (Blogartikel, Diskussionen etc.) dazu beitragen die Welt des Wissens zu vernetzen und eine neue Art der Ordnung zu schaffen. Durch Punktsysteme (yigg.de oder seoigg.de) entscheidet nicht eine Redaktion was wichtig für den Leser ist und somit auf „Seite eins“ erscheint. In einer basisdemokratischen Struktur stimmt der Leser über die Qualität und die Wichtigkeit des Artikels direkt ab.

Somit kann festgehalten werden, dass durch diese neuartike Präsenz im Internet und die dazu geschaffenen Inhalte, eine neue Informationskultur geschaffen wird. Aber wie der Einzelne diese Strukturen nutzt, nicht nutzt, zu viel nutzt oder in ihnen Untergeht, ist in der Qualität der Medienkompetenz des Einzelnen zu suchen. Das Nutzen von feeds, des Web2.0s oder des Internets im Allgemeinen kann also nicht per se schlecht sein. Der Lateiner sagt: „Dosis sola venenum facit.“ Letztendlich muss jeder über seine Dosis Web2.0 selbst entscheiden, in wie weit er sich von der realen Welt distanziert oder sein Dasein durch Informationen aus dem Web2.0 aufwertet.

Dieser Text ist auch auf digistraction.de veröffentlich worden.

* Aber auch trackbacks und pingbacks zählen zum „Sehen-und-gesehen-werden“ der modernen Welt.

3 thoughts on “Digistraction – Man muss es auch organisieren (können).

  1. Toller Beitrag! 🙂

    Ich bin mit meinen 15 Abonnierten Feeds schon mehr als ausgelastet…mehr wäre für mich wohl nicht sinnvoll, da ich sie dann wohl nur noch sporadisch lesen würde um nicht zu viel Zeit darauf zu verwenden.

  2. Pingback: digistraction
  3. Pingback: PHPaws » Backlink-Parade #2

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